Vilseck: Bergcafé heute noch ein Begriff

Wenn die „Black Tigers“ im Bergcafé zum Tanz aufspielten, wie hier im Fasching 1968, war im Saal die Hölle los

Nach den alten Geschäften geht es nun mit den einstigen Wirtshäusern, Kneippen, Bars und Discos weiter. Im Februar berichteten wir bereits über den Gasthof zum Schwan.

Nun kommen wir in den Vilsecker Ortsteil Axtheid-Berg zu einer alteingesessenen Wirtschaft, dem Gasthaus zur Linde. Betrieben hat es bis 1957 Konrad Götz und danach sein Sohn Rudolf. 1959 wurde es zum Stammlokal des Schützenvereins „Bergschütz“ Gressenwöhr.

Im Gasthaus zur Linde feierten 1960 die Bergschützen Gressenwöhr ihre Fahnenweihe mit einem großen Schützenfest

An den Schießständen im Saal herrschte immer reger Schießbetrieb.1960 fand nach der Fahnenweihe in der Bergkirche ein großes Schützenfest beim Bergwirt statt.

Die Kirwa und das Bergfest waren Höhepunkte bei Wirtsleuten und Bevölkerung. Im Garten wurde gegrillt. Die Gäste ließen es sich unter den alten Apfelbäumen gutgehen. „Unten am Beginn der Lindenallee stand bei den Kirchweihfesten sogar eine Schiffschaukel mit Überschlag“, erinnert sich ein älterer Bergbewohner.

1964 kauften Hermann und Hedwig Müller das Gasthaus zur Linde und nannten es Bergcafé. Die feinen Kuchen und Torten des Konditormeisters Hermann Müller waren weit und breit bekannt.

Der Saal wurde nach Entfernung der Schießstände mit einem Tanzparkett versehen. An jedem Wochenende fanden nun Tanzveranstaltungen mit Live-Musik und im Fasching sogar Bälle statt.

Viele aufstrebende Jungmusiker und Bands machten, gefördert von Hedwig Müller, im Bergcafé ihre ersten Gehversuche. Anfang der 1980er Jahre tauften die Müllersöhne das Bergcafé in „Happy Rock“ um und lockten nun die Jugend von überall her in die neue Disco.

Es gab Zeiten, da kamen Autos aus ganz Deutschland, denn der Berg geriet leider einige Zeit lang zum Umschlagplatz für Drogen.

Nach Unstimmigkeiten mit der Nachbarschaft gaben die Müllers 1984 das Lokal auf und eröffneten an der B 85 bei Sulzbach-Rosenberg eine neue Disco, wieder unter dem Namen „Happy Rock“.

Mittlerweile war die Gaststätte in Axtheid-Berg im Besitz der Bierlieferfirma Brauerei Winkler, die es 1985 an Franz Schupfner aus Pressath verpachtete. Schupfner, ein gelernter Koch, wandelte die Lokalität in ein ausgezeichnetes Speiselokal um. Auch Hochzeiten und Geburtstage wurden dort gefeiert.

Als studierter Opernsänger (Tenor) gab der Wirt zu seinen Schmankerln als Nachtisch auch gerne musikalische Kostproben seines Könnens. So fand im Sommer 1987 im Bergcafé sogar eine Opernprobe statt. Im September 1987 gab Franz Schupfner das Restaurant überraschend schnell auf und übernahm den Bienenhof in Aschach.

Mit dem Bergcafé ging es dann überwiegend ausländisch weiter. Die Pächter und Besitzer wechselten in kurzen Abständen. Aus Happy Rock und Kansas wurde Acapulco. Man konnte mexikanisch, chinesisch oder griechisch speisen. Nach geraumer Zeit etablierte sich im einstigen Tanzsaal sogar eine amerikanische Kirche.

Die derzeitige Besitzerin hat das Lokal neu verpachtet. Es wird nun internationales Essen, sogenanntes Soulfood, angeboten. Im ersten Stock befinden sich Mietswohnungen, in denen Flüchtlinge Unterkunft gefunden haben.

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