"Ehemalige oder existente Gasthäuser unserer Gemeinde" - Heute: Mimbach, 2. Teil: Der Kasparhanslhof

Gruß aus Mimbach

Der Kasparhanslhof war ein weiteres, jedoch kleineres Gasthaus in Mimbach. Die Zoigl- und Schankwirtschaft hatte die Hausnummer 17. Mit einem Bastian Sichardt ist die Existenz bereits 1604 nachgewiesen. Von 1605 bis 1701 folgen weitere Sicharts, die man auch Sigert oder Sichert schreiben konnte.

1709 ist erstmals ein Hans Dotzler auf dem Anwesen. Ihm folgen 1711 sein Sohn Hans Dotzler, dann von 1741 bis 1792 Hans und Katharina Dotzler, 1792 Johannes Dotzler, 1810/12 Johann und Barbara Dotzler.

1830 sind Peter Dotzler und 1842 derselbe mit seiner Frau Margarete Erras aus Godlricht die Besitzer.

Deren Sohn Peter Dotzler gehört der Hof ab 1869. 1870 heiratet er Maria Dotzler aus Lintach. Er verwitwet 1893 und 1908 übernimmt Leonhard Dotzler mit seiner Frau Anna, einer geborenen Gräml von der Kemnathermühle Hof und Gastwirtschaft. 1947 wird diese zur Witwe.

1950 übernimmt ein weiterer Leonhard Dotzler mit seiner Frau Anna, einer geborenen Siegert aus Mimbach, vom Haus Nummer 10. Ab 1974 gehört die Hofstelle deren Tochter Gertraud. Sie ist mit Hans Braun vom Murglhof/Altendorf bei Nabburg verheiratet.

Schon seit längerer Zeit gibt es Pläne, das Gebäude zum Gemeinschaftshaus des Dorfes werden zu lassen. Doch diese wurden bislang (2022) noch nicht realisiert.

Eine Brandkatastrophe

Leider gab es beim Wirt schon zehn Jahre vor dem großen Brand von 1878 eine Brandkatastrophe.

Am 4. September 1868 konnte man im Amberger Tagblatt  lesen:

„In der großen Zahl der Brände in der Oberpfalz ist ein neuer zu berichten. Vergangene Nacht ist im Orte Mimbach ein Wohnhaus sammt dazu gehörigen Nebengebäuden, dann Stadel, Stall und Schupfe des Wirtschaftsanwesens abgebrannt.

Die Bewohner des Hauses, vom Feuer überrascht, schwebten in äußerster Lebensgefahr und konnten von ihren Habseligkeiten fast gar Nichts retten, ebenso sind die bedeutenden Erntevorräte des Wirthes gänzlich vernichtet; das Vieh wurde gerettet, nur eine Anzahl junger Schweine soll verbrannt sein.

Das hoch auflodernde Getreide macht den Brand weithin sichtbar, und es ist auch bald nach 11 Uhr Nachts die Landspritze, sowie eine Abtheilung der freiwilligen Feierwehr, welche dabei zum Erstenmale seit ihrer Neubegründung in Aktivität trat und gute Dienste leistete, von hier an den Brandplatz abgegangen.

Außer der hiesigen waren Spritzen von Sulzbach und Hahnbach anwesend, auch darf nicht unerwähnt gelassen werden, daß die Ortsnachbarn rasch zur Hilfe herbeieilten und daß insbesondere einige Leute aus Gebenbach viel zur Rettung des Wirthshauses beitrugen, dessen Niederbrennen die größte Gefahr für das ganz Dorf herbeigeführt hätte. Der k. Bezirksamtmann Hr. Ehrensberger traf bald nach der Spritze und Feuerwehrabtheilung gleichfalls am Platze ein.“

Erinnerungen

Die in Süß verheiratete Anne Bauer, geb. Siegert, war zuerst „as Kinamoidl“ bei den Dotzlers, welche ihre Tante und ihr Onkel waren. Auch auf Gertraud Dotzler, verheiratete Braun, musste sie da aufpassen, da sie immerhin zehn Jahre älter als diese war.

Die beiden erinnern sich, dass man sich unter der Woche, natürlich auch, um Heizkosten zu sparen, in der Küche des Gasthofs traf. Das konnten aber dann schon 20 bis 30 Leute sein, für die man auch, so es nötig war, einen weiteren Tisch aus der Gaststube holte.

Jeden Donnerstag kamen auch der Lehrer und der Pfarrer von Ursulapoppenricht und der Abend diente da nicht selten zur „Weiterbildung“. Das Neueste wurde ausgetauscht und öfter auch eingängig besprochen. Die Wirtsstube wurde davor in den kalten Monaten rechtzeitig eingeheizt, denn es war der wöchentliche „Gesellschaftstag“.

An diesen und allen anderen Tagen gab es immer Brotzeiten. „Wohl hunderte Wurstsalate habe ich in jenen Jahren gemacht“, weiß Gertraud noch, die als Tochter und wie auch die Anne ab ca. 15 Jahren die Gäste bedienten. „Ich hab’s gern gemacht!“ versichert Anna Bauer.

Doch Gertraud meint: „Das war nicht immer lustig. Oft hätte ich gern auch etwas anderes gemacht, aber man wurde eben eingespannt.“

Regelmäßig füllte sich die Stube an Silvester, man war lustig, jemand spielte Musik, man sang, tanzte auch und die Wirtsleute gaben allen einen Punsch aus.

Auch am Rosenmontag war alles „druckt voll“ und die Stimmung bestens. Der Kinderfasching mit seinen Spielen und Tänzen wurde ebenfalls beim Dotzler gefeiert.

Nach dem Bittgang von Ursulapoppenricht zur Kapelle von Mimbach kehrte man ebenso traditionell beim Dotzler ein.

Oh Kirwa lau niat nau!

Richtig viel los war an der Kirchweih, welche man lange Zeit parallel zum Mausbergfest am zweiten Sonntag im September feierte. Da begannen die Vorbereitungen schon viele Tage davor, da wurde geschlachtet, viele Küchel gebacken und „groß ausgekocht“.

Das ganze verlängerte Wochenende hatte da keiner der Familie und auch nicht die Hilfskräfte eine längere Pause. Die Gäste reisten aus der näheren und weiteren Umgebung an und manches unverhoffte Wiedersehen wurde ausgelassen gefeiert.

Ein weiterer Höhepunkt war alle Jahre das Rehessen der 40 bis 50 Jäger und Treiber nach der Treibjagd. Dann konnte man jedes Mal im Hof die erlegte Strecke mit zahlreichen Hasen, Rehen bestaunen.

Im Advent kamen alljährlich die älteren Herrschaften von Mimbach und Mausdorf zum gemütlichen Seniorennachmittag in der Wirtsstube an geschmückten Tischen zusammen.

Natürlich fanden auch Hochzeits- und manche Geburtstagsfeier dort statt. Stand eine Wahl an, wurde aus der Gaststube problemlos das örtliche Wahllokal.

Gnamd

Als Kind war Gertraud Braun über längere Zeit die Bedeutung des „Gnamd“ ein Rätsel. Jeden Abend kehrte bei allen Anwesenden absolute Stille beim Gebetläuten ein. Die Bauern, die dort beim „Feierabendseidl“ saßen, sagten sich danach und zwar einer nach dem Anderen „Gnamd“ oder „Namd“. Erst dann wurde weiter „debaddiert“ oder Karten gespielt.

Alte Bräuche

In der Festschrift zu 850 Jahre Mimbach und Mausdorf findet man auf den Seiten 145 und 146 diese früheren Bräuche, welche traditionell beim Kaspahansl endeten.

Wurstsuppenfahren

Wenn die jungen Leute erfuhren, dass bei einem Bauer geschlachtet wurde, so maskierten sie sich und fuhren dorthin.

Mit einem Blechtopf und einem Kochlöffel unterstützten sie rhythmisch folgenden Text: „Wir habn gehört, ihr habts gschlacht und recht große Würst gmacht. Wir bitten den Herrn und die Frau: gebt uns von eurer Sau!“ Es wurde dann so lange vor dem Haus getanzt, bis man sie enttarnt hatte.

Demaskiert bekamen sie dann Teile der Schlachtschüssel. Diese wurden dann entweder gleich beim Bauern verzehrt oder man ging zum Kaspahansl und ließ es sich dort schmecken.

Pfingstlümmelfahren

Wer in der Familie als Letzter aufstand, war der Pfingstlümmel. Einer dieser Spätaufsteher wurde von den Dorfburschen mit dem Schubkarren durch Dorf gefahren. Über ihn war ein Sack gestülpt, der teils mit Stroh ausgepolstert war, um ihn vor der zu erwartenden Nässe zu schützen, die er aus jedem Haus bekam. Niemand aber durfte ihn erkennen. Andernfalls musste er ausgetauscht werden.

Bei den Bauern baten die Begleiter um Schmalz und Eier mit folgendem Text: „Pfingstschwanz, Goasdorm, bist heind Nacht ins Bett eigfrorn, waast eher aafgstandn, waast as niad worn. Oier und Schmolz häimer gern, Graat (Kraut) und Fleisch ess ma gern, Alleluja, da Pfingstschwanz is da!“

Anschließend gingen die Burschen zum Kaspahansl und ließen sich aus den gesammelten Eiern und Schmalz einen guten Oiaschmarrn machen. Den größten Teil davon gaben sie aber dem tropfenden Pfingstlümmel.

Beim Kasperhansl
Von Georg Wagner, alias Sandreng Schore, März 2017:

Bis voar a poar Jouher hot’s in Mimba nu as untere Wirtshaus, in Kasperhansl gebm. Iwerhabt so lang da Kasperhansl, da „Hoartl“ nu gwen is, woar alle Danerschder a Gsölschoftsdoch. De Mimbeger und Mausdafer woarn dou und sogouer vo de Nachbarsdörfer han Leit kummer.

Öiermal han sogouer nu Leit in da Kucher dras ghokt, weil’s in da Wirtsschdum drin nimmer Plotz ghat hom.

Wenn ma eiganger is, is rechts hinter da Schenk da gröißte Disch im Wirtshaus gwen. Dou han allermal die Mimbeger und Mausdafer Bauern ghokt.

Es is meistens a schöine Unterhaltung zamganger. Wenn sa se ower gouar niat einich woarn han, wecherna in bestn Bulldog hout, nou hot da Kasperhansl die Hitzkepf wieder beruhigt. Wenn die Neiigkeiten alle asgret woarn, nou hom de gwissn amal an Schoufkopf dou.

Wenn’s ower as Gebet glittn hot, nou is afermal staht gwen. A‘ d’Schoufkopfer hom Katn liegn louer. Noun Gebetleitn hot alles „Guatn Abmd!“ gsagt und nou is wieda weida ganger.

Amal hom da Poppenriader Pfoarer – da Ruß, da Lehrer vo Poppenriad – da Höps, da Weiß vo Mimber und da Sandreng an Schoufkopf dou.

Wöi da Kasperhansl gsagt hot: „Manner, as Gebet leit ma!“, is glei stad gwen. Es hot ower niat lang dauert, dou hot da Pfoarrer, der zum Gebm dra woar, scho wieder as Mischn agfangt. Dou hot se da Weiß, wöi a okom hout niat haltn kinner und hot zu ihn gsagt:

„ Also Herr Pfoarrer, i bi grod koi langsamer, ower des gits doch niat, dass ma in der kurzn Zeit in Engldesherrn bät.“ Da Pfoarrer hot so ower beim Gebm niat dras bringer louer und hot gsagt: „Ich habe den Angelus lateinisch gebetet!“

Zeit is halt amal schnell voganger beim Kasperhansl. Und wenn da erschte gsagt hot „Göih Wirt, göih her! Lou di zohln!“ nou hot da Kasperhansl gsagt: „Göih! Wirst doch öitz döi Gsöllschaft niat asananderreißn ... Trink halt nu a Seidl!“ Dou hat ma se nou leicht iwaredn loua. Wenn ower d’Wirte fir d’Kuchadüar annerkumma is und nou herpfuart hot:“ Göiht’s öitz eng niat bal amal ham!“ ... Nou is ower Zeit woarn!

In Kasperhansl sei Sprüch:“ Iß und trink so lang’s dir schmeckt, schon zweimal is das Geld verreckt.“ „Die schöinst’n Stund’n han oumds im Wirtshaus und in da Fröih im Bett.“

Da Stammdisch

Am Gsellschaftsdoch beim Kasperhansl woarn aßer de Mimbecker und Mausdorfer Bauern a mal a de zwoa Jagdpächter, da Lambauer vom Laubhof und da Eisn-Schmidt vo Amberg dou.

Wöis a so plaudert hom, vozählt da Weiß, daß a Fuchs in sein Henerstohl eikummer is und die ganzn Henner afgoarbat hot. Af döi Frouch, wöi den dös bassiern hot kiner, hot da Weiß gmoint, am end hot sei Babett erber vogessn, dass’es Henerloch oumds zuogmacht hot.

Dou hot da Eisn-Schmidt gmoint: „Wenn ich mein Ladn abends net zusperr, dann is am nächstn Tag a nimmer viel drinnen!“ Dou hom alle recht glacht, am bestn da Lambauer und fiar alle döi wou um an Tisch umekokt han, woar döi Sache erledigt.

A mal woarns beim Kasperhansl scho a weng länger ghockt, dou hans af döi Idee kummer, ötz warn Gockala recht. Da Simmer Hans hot zum Wirt gsagt, wennst das broutst, nou hole oi.

Da Wirt hot sa denkt, woust erba du öitz gschwind Gockerla herbringer wülst und sagt; „Des is füar mi koi Problem!“ Da Simmerhans stöiht af und göiht asse. Die anern hom se gwundert, wou wülln der öitz nu Gockala herbringer? Wos ebber den afallt - der halt uns denner fürn Narrn!

Und as dauert scho a weil, nou kummt er doch datsächlich mit a poar sauber hergrichte Gockala füar Tiar anna. Dou homs öitz dennert gschaut.

Ower mit latter Gaudi hot da Wirt sei Wort ghaltn und döi Vöicherla in Pfaner ei, in d Röiarn ei und hot numal gschei drafgschiert. Und wöis lin worn homs niat lang gschaut, da Wirt hot nu a Brout dazou gricht und mit bestn Appetit homs döi Vöichla ozaust. Und ale hom gsagt, a so guade Gockala homs nu niat glei gessn.

Am andern Toch in da Fröih, wöi d Wirte in Henerstohl hintegöiht, fallt ihr af, dass de zwoa junga Gockl, döi wous göih louar höit wölln, o genger. Wou han öitz döi zuokummer?

Da Bluffi

An an Sunnta hot die Gembecker DJK gechar die Sportfreunde in Upo a Fußballspül kat. Wöi meistns, hom dou a wieder die Gembecker gwuner.

Als treuer Fan vo de Gembecker is a da „Bluffi“ mit seiner Mannschaft daba gwen. Und vo lauter Freid , dass gwuner hom, hot a a poar Seidla trunker und verpasst, dass er mit seine Kameran wieder mit ham gfoarn is.

I bi grod mit’n Audo in Poppmriat gwen, nou hot me da „Bluffi“ afghaltn und hot me gfrougt, ob en niat af Gebmboch foahr. Sagt er: „Brauchst me ja ner blos bis zum Obermeier foahrn.

Wöi a wieder assteigt, furchtlt a mit de Oarm und sagt: „Göihst mit – nou hau-hau-hau ma auf die Pau-Pau- Pauke!“ Heint nu reit’s me, dass i niat mitganger bi.

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