Hahnbachs höchste Wirtsleut, Ingrid und Herbert Linder, verlassen Frohnberg
Frohnbergwirts-Ehepaar Ingrid und Herbert Linder
Über sieben Jahre lang, nämlich seit dem 1. Juni 2016, führten Pächterin Ingrid Linder und ihr Ehemann Herbert die gut gehende und sehr beliebte Frohnbergwirtschaft auf Hahnbachs südlichem Tafelberg. Doch ab Juli 2023 ist ein neuer Inhaber gesucht. Bis dahin werden die beiden Oberfranken noch als Hahnbachs „höchste Wirtsleut“ ihr Gasthaus geöffnet halten, nicht zuletzt, um auch alle Gutscheine einzulösen.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehmen die Beiden von ihren Gästen Abschied und viele Erinnerungen mit in ihr zuküftiges neues Zuhause, das sie jedoch noch nicht endgültig festgelegt haben.
Es sei damals eine gute Entscheidung gewesen, resümieren sie, wenngleich sie den hohen Arbeitseinsatz ganz zu Beginn nicht erahnt hätten. Doch mit viel Optimismus und anpackend meisterten sie schließlich selbst größten Andrang.
Auf die Frage, welchen merkbaren Unterschied es zwischen ihrer Heimat Oberfranken und Oberpfälzern gebe, lacht Herbert Lindner und meint, dass „die Leut vom Land scho ziemlich alle gleich und echt angenehm sind“. Naja, fügt er hinzu: „sprachlich gibt’s da scho a boor Unterschiede, owa mir ham uns mid die Owerpfläzer schnell verstandn, so und so“.
Den größten Unterschied zwischen hier und dort mache die Hahnbacher Vereinskultur aus. Sie finden es wirklich großartig, wie gerade durch die Jugendarbeit so viele ins Gemeindeleben integriert werden und dadurch ein einzigartiger Zusammenhalt entstehe.
Auf die Frage, was sich denn in den sieben Jahren Größeres in und um den Frohberg verändert habe, sind sich die Beiden sofort einig: die Coronaepidemie war „ein eiskalter Schnitt“ in vielerlei Hinsicht. So blieben Gäste aus, Personal musste abgebaut und konnte nur noch sehr schwer zurückgeholt werden.
Langsam begannen damals die Lindners auch tatsächlich an einer Weiterführung zu zweifeln. Aber seine Gäste hätten sie nicht im Stich gelassen, trösten sich die Wirtsleute, denn viele holten ihr Essen ab und kamen danach auch wieder gerne zurück auf den „heiligen Berg Hahnbachs“.
Die persönliche Beziehung zur Frohnbergwallfahrt beschreiben sie als „immer gut und recht katholisch“. Herbert Lindner ergänzt, dass er als Kind und Jugendlicher gerne und oft ministriert habe und ihm jenes Grundvertrauen geblieben sei.
A propos Kirche: Da fällt ihm ein tragisch-komischer Vorfall ein
Es war an einem Mittwoch im November: wie gewohnt ging er abends zur Kirche, um nachzusehen, ob alles in Ordnung und keiner mehr im Gotteshaus sei. „Noch jemand da?“ rief er laut und deutlich in den großen Raum und sah sich wie gewohnt gut um – keine Reaktion! Nichts zu hören und zu sehen! Also sperrt er die Kirche mit den zwei großen Schlössern zu.
Es war aber eine Angestellte der Pfarrgemeinde noch gekommen, um im angebauten Sakristeiraum den Stromzähler abzulesen. Sie hatte ihren kleinen Enkel dabei und dieser schubste die schwere Tür zum Kirchenraum zu. Jene Tür hat aber keinen Innengriff, so dass sie nun eingesperrt waren und beide das Rufen des Wirts nicht hören konnten.
Geraume Zeit später läutet ein später Gast, der gerade mit seinem Auto den Frohnberg verlassen wollte, Sturm bei Lindners. Er berichtet, dass er an einem Fenster der Kirche Klopfgeräusche, Winken und Hilferufe ausgemacht habe.
„Das kann gar nicht sein!“ war die erste Reaktion des Wirts, „Ich hab ja geschaut und gerufen, da kann gar niemand mehr in der Kirche sein!“ Doch machte er sich prompt wieder auf den Weg in die Kirche und fand Oma und Enkel leicht verzweifelt, aber wohlauf, in der Sakristei. Wieder einmal hörte man dann sagen: „Seht ihr: Maria hat geholfen!“.
Der Abschied von Hahnbach fällt den beiden Wirtleuten nicht leicht, versichern sie. Gerne werden sie immer wieder mal dort „umschauen“, einkehren und sich an die gute Zeit erinnern, versichern sie.
Als Tipp für die Zukunft, meinen sie, dass man die Eremitage neben dem Gasthaus vielleicht frei halten sollte, um sie ans Personal oder den Pächter zu vermieten. Denn ihre kleine Wohnung oberhalb des Gasthauses sei viel zu klein für weitere Personen, die mithelfen, und so immer an- und abreisen müssen.
Kirchenpfleger Georg Münch freut sich, dass er fürs Frohnbergfest so kurzfristig doch noch jemanden gefunden hat, der das Gasthaus in der Festwoche vom 12. bis zum 20. August 2023 betreiben wird
Der im Landkreis nicht unbekannte Festausrichter Benno Biersack übernimmt mit seinem Personal dann acht Tage lang die Versorgung der Besucher.
Für die Zeit danach ist noch nichts entschieden, doch schon liegen einige Bewerbungen vor, die geprüft werden. Es wird also weitergehen, auch wenn hierfür der Zeitpunkt noch nicht feststeht.
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