Das Hahnbacher Radlträger-Denkmal seit 30 Jahren mitten im Markt

In der Nähe des Oberen Tors steht das Hahnbacher Radlträgerdenkmal

Es zeigt einen Mann, der mit seinem Rad auf dem Rücken offensichtlich in aller Eile den Markt verlassen will und sich ängstlich umschaut. Zu seinen Füßen entdeckt man einen sehr, sehr holprigen Straßenbelag aus Ackerfindlingen.

Das bronzene Denkmal des Künstlers Peter Kuschl erinnert an eine Tatsache, welche die Hahnbacher im 19. Jahrhundert weit und breit bekannt gemacht hatte: nämlich ihre schlechte Hauptstraße.

Es könnt leicht sein, dass man damals -vielleicht in Iber- folgendes hörte:

„Hey, Sepp, mir ist langweilig!“ „Du, mir ah!“, meint darauf der Michel und setzt hinzu: „Was haltst denn davon, wenn mir unsere Radl nehmen und aaf Hahnbach fahrn?“

„Ja, super, Michel, dann fahr ma ganz langsam in den Makk ej und ab dem Ritterwirtshaus, des is dann so ungefähr mittendrin, da pack ma dann unsere Radl und trong dia in Richtung Oberes Tor. Am besten, wir pfeifen dann ah recht laut und schimpfn aaf dia miserabliche Straoss. Wenn ma Glick hom, na gibt’s a schejne Rafferei oder, wenn ma nur mehr Glick hom , na schaff ma’s zum Tor asse. Nachad form ma af Siass und vorzähln vom Rouherer im Wirtshaus, wos des fir Luschn san, dia Hahnbacher!“ „Super Idee!“ sagt der Sepp und asgmacht wars.

Wollten also Burschen aus den umliegenden Orten etwas erleben, fuhren sie mit ihren Drahteseln nach Hahnbach und trugen spätestens ab der Hälfte der Durchfahrt ihr Rad, um es zu „schonen“, demonstrativ auf den Schultern weiter.

Die Hahnbacher Burschen sahen darin natürlich eine eindeutige bewusste Provokation. Für sie war es eine klare Herausforderung, die Ärmel hochzukrempeln und mit den Radlträgern eine Rauferei anzufangen.

Wie so ein „Watschtanz“ ausgegangen ist? Ja mei, blaue Flecken, zerrissene Hosen und Hemden und die eine oder andere Blessur war schon das Ergebnis. Aber krankenhausreif soll dabei keiner verprügelt worden sein.

Warum aber hatten die Hahnbacher nicht nur ihre Wege, sondern auch ihre Hauptstraße mit jenen Ackersteinen gepflastert?

Nun, diese Feldsteine konnte man kostenlos auf den Äckern einsammeln, die Straße so günstig pflastern und natürlich bei Bedarf jederzeit ebenso preiswert ausbessern.

Doch dies war nicht der einzige Vorteil jenes Straßenbelags!

Zuerst einmal waren alle Durchreisenden gezwungen, langsam zu fahren, um Wagen und Waren zu schonen. Dabei sollten sie vielleicht auch das eine oder andere sehen, was man zu kaufen anbot und vielleicht war mancher Durchreisende auch sogar bereit, in den Gasthäusern einzukehren und den Hahnbachern die neuesten Nachrichten mitzuteilen. Ja, geschäftstüchtig und wissbegierig waren sie schon immer, die Hahnbacher.

Dazu diente der grobe Belag aber auch mehrfach als hervorragend Ausrede.

Da kündigte man zum Beispiel immer wieder an, dass eine vornehme Frau oder jener Hochwohlgeborene durch Hahnbach ziehen werde und deshalb alle Misthaufen mindestens auf der Hauptstraße zu entfernen seien. Ganz klar, dass das Einiges an Mehrarbeit verlangte und auch das Problem eine andere Dungdeponie zu suchen und zu finden nach sich zog.

So kann man gut verstehen, dass die Hahnbacher von so hohem Besuch gar nicht begeistert waren. Schließlich bedeutete dieser ja nur zusätzliche Arbeit und meist keine Einnahmen.

Also schrieben Bürgermeister und der Rat des Marktes oft an die für die Reiseroute zuständigen Beamten in München oder Regensburg zurück, dass man das schlimme, holprige Pflaster doch den feinen Herrschaften nicht zumuten möchte. Man möge doch lieber einen anderen Weg einnehmen, der viel kommoder und nicht so unbequem sei. Gar nicht so selten planten daraufhin die Verantwortlichen dann auch tatsächlich die Wegstrecke um und fuhren, von Amberg her kommend über Mimbach und Gebenbach oder über Sulzbach und Auerbach in Richtung Norden.

Für eine weitere Ausrede musste das Pflaster auch noch herhalten. So beschwerten sich nämlich nicht nur einmal der Hahnbacher Pfarrer und auch der Schulmeister, dass deren Gehalt, welches diese ja von der Gemeinde bezogen, viel zu niedrig sei und deutlich erhöht werden müsse. Diese bekamen dann wiederholt zur Antwort, dass in der Gemeindekasse grundsätzlich wenig an Geld vorhanden sei und die Hahnbacher außerdem für das Ausbessern der ach so schlechten Straße sparen müssten.

Ähnlich argumentierten die Hahnbacher übrigens auch, als Hahnbacher Bürger ihren zustehenden Anteil am Gemeindewald einklagten. Die Antwort aus dem Rathaus lautete in diesem Fall, dass man das Holz aus dem Waldflecken dringend bräuchte, um die hölzerne Vilsbrücke immer wieder in Stand zu halten.

Und vom Erlös aus weiterem Holzverkauf müsse man schließlich die Brückenarbeiter bezahlen. Deshalb sollten sich die Antragsteller doch noch gedulden, man würde schon an einer Lösung arbeiten. Aber man weiß, dass diese dann sehr, sehr lange auf sich warten ließ und die Bürger schließlich bis vors Amtsgericht in Amberg zogen, wo man ihnen schließlich finanzielle Entschädigung zusprach.

Ja, sparsam, ein wenig raufsüchtig und vor allem geschäftstüchtig waren die Hahnbacher scheinbar schon ganz, ganz früher und schlitzohrig noch dazu.

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