„Genauso war’s!“ Brauchtum und Tradition aus früherer Zeit - Abend im Gasthof „Zum Bartl“
Josef Schmaußer, der Ursensollner Heimatpfleger, verwandelte zusammen mit der fünfköpfigen Birgländer Stubenmusik und ihren Sängerinnen unter Herbert Brzoza den Gasthof „Zum Bartl“ der Familie Lotter in eine echte Hutzastubn
Helmut Heinl von der Gruppe „Kultur AS“ begrüßte herzlich die sehr zahlreich gekommenen Gäste zum Thema „Genauso war’s“.
„Wann kummt er?“, fragte Schmaußer eingangs nach dem Schnee und stellte sich als „vorletzter Hejtbou“ vom Dorf vor, der „noch einen Schnürpfl von da alt'n Zeit dalebt“ hat. Bis heute träume er davon, betont er, und erinnert sich auch an manche makabre Geschichte, die „a alter Tratzerer“ den Kindern in Winternächten erzählt hat.
Auch damalige Arbeiten wie das Holzschlojpfn, Reisigbesenbindn, Federnschleißn, Flachsbrechen, Spinnen, Löffelschnitzen oder Gabandlbinden (Strohbänder aus Roggenstroh) erstanden durch die Beschreibungen des engagierten Heimatpflegers wieder vor Augen.
Zur Gaudi der Zuschauer lud Schmaußer mutige Zuhörer zum „Oarchkatzlspiel“ und „Hanserl hej“ ein. Er erinnerte auch an das mehr oder weniger beliebte Schinkenpatschn, das man einst an Winterabenden in der überheizten Stubn bei Karbitlampenlicht gern spielte.
Auch das Hausschlachten durch den Brandmetzger gehörte dazu, mit den Späßen der „ersten Wurst“ und den Heischebräuchen, die nicht immer gut ausgingen. Dass damals Kinder ganz anders gefordert waren, sei es beim Holen von Brühpech in Amberg oder beim Gerstnbüschlschlichten auf dem „Drojbodn“, sei heute kaum mehr vorstellbar, weiß der beliebte Heimat- und Mundartforscher.
Auch war es früher üblich, primär die Namenstage oder Feste wie „Sankt-Pauli-Bekehr“ zu feiern. Schmaußer zitierte zudem manch winterliche, oft schon vergessene Bauernregel und Lichtmessbräuche. Die Kerzenweihe, die Auszeit in der „Kälberweil“ für Knechte und Mägde, deren mageres „Drangeld“, aber auch deren Aufnahme bis zum „Osterbn“ in der bäuerlichen Familie schilderte Schmaußer zwischen mehreren perfekten Auftritten der Birgländer.
Perfekte Auftritte der Birgländer
Besonders still wurde es im Saal, als er das harte Leben der ehemaligen Dienstmagd Margarethe Lehmeier schilderte, welches die oft idealisierende Erinnerung an die „gute, alte Zeit“ ad Absurdum führt. Auf die Frage, ob sie denn nie ans Heiraten gedacht hätte, hat diese nur geantwortet: „Heiratn?! Gej! I wor ni af a Musi und wer hätt denn scho so an ormen Deifl ming?“
Humoriges kam ebenfalls nicht zu kurz und der ehemalige „Schullehrer“ fühlte sich seinem Bildungsauftrag verpflichtet, altes Wissen seiner „SchülerInnen“ abfragen und natürlich auch aufzuklären. So lernte man, dass ein „Hüllhejta“ eine Libelle, ein „Scherer“ ein Maulwurf, die „Futterage“ das eingeholte Gras, das „Oblodern“ das Entfernen der Blätter, zum Beispiel von Runkelrüben ist und manch anderes Idiom mehr.
Ein großer Dank von Schmaußer und Heinl ging ans „ganz staad luserde“ Publikum und das „musikalische Geschenk“ der Birgländer Stubenmusik und ihrer Sängerinnen. Lang anhaltender Applaus dankte dem Organisationsteam, dem Referenten und der Musik.
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