Es war der Abend des 1. Juni, als das Unwetter über Hahnbach hereinbrach. Wassermassen überfluteten den Markt und richteten erhebliche Schäden an

Ein Vierteljahr ist seitdem vergangen, Zeit, um nachzufragen, was geschehen ist seitdem.

Als am Spätnachmittag dieses ersten Juni 2024 der Wetterdienst vor Gewittern mit Starkregen warnte, blieb man in Hahnbach noch gelassen. Doch kurze Zeit später prasselte Starkregen gleichzeitig aus zwei Gewitterzellen und löste eine Flutwelle aus, die vom östlichen Teil des Hahnbacher Sattels talwärts dem Ort entgegenraste.

„Als ich sah, dass die Staatsstraße und das Gelände des Schäferhundevereins überschwemmt waren, wußte ich, dass da was Größeres auf uns zukommt“, sagte Bürgermeister Bernhard Lindner im Nachhinein. Seine Angst war berechtigt. Die Flut drückte in den Markt hinein. Am Oberen Marktgraben bildete sich ein Sturzbach, der sich in alle Hinterhöfe der Anwesen ergoß und schließlich durch das Amberger Tor in den Ortskern strömte.

Die Folgen für Hahnbach und viele seiner Bürger waren graviered

Komplett unterspülte Straßen, ausgeschwemmte Schotterwege und zerstörte Bäche, zahlreiche vollgelaufene Keller und Garagen, zerstörte Einrichtung in den vor allem betroffenen Häusern an der Hauptstraße und am Oberen Marktgraben, kaputte Heizungen und ausgelaufene Öltanks. Die Ortsdurchfahrt von Hahnbach war total überflutet, die Bundesstraße 14 gesperrt.

Ein Vierteljahr nach der Katastrophe sind auf den ersten Blick keine Folgen mehr davon zu sehen

Bei einem Pressegespräch im Rathaus berichteten 2. Bürgermeister Georg Götz und Geschäftsstellenleiterin Sabine Wilde über abgeschlossene Ausbesserungsarbeiten an gemeindeeigenen Straßen, die durch den Einsatz von Fremdfirmen hohe Kosten verusacht hätten.

Anders sieht es in vielen der geschädigten Hahnbacher Häuser aus. „Das Sportheim zum Beispiel“, so Georg Götz, „braucht neue Türen, Bodenbeläge, Fliesen und anderes mehr“.

Im Gasthaus Ritter, Hauptstraße 25, wurde das gesamte Kellergeschoss überflutet. Dem Wasser zum Opfer fiel dabei auch die einzige Hahnbacher Kegelbahn. Seitdem muss der Verein „Sichere Kugel“ in Amberg oder Sulzbach-Rosenberg alle Neune zu Fall bringen. „Wir haben immer noch eine Riesen-Baustelle“, sagt Gastwirt Josef Ritter, ist aber erleichtert, dass finanzielle Hilfen „peu a peu“ kommen und auch die Versicherung keine Probleme macht.

Im Friseursalon Staisch in der Hauptstraße 30 ist das Wasser „hinten rein und vorn wieder raus“, sagt die Chefin Carola Heindl, also vom Garten an der Nordseite aus durch das Haus und in die Hauptstraße wieder hinaus. „Im Keller ist die Heizung kaputt, die Photovoltaik, die Elektrik“ beklagt Heindl, „und das Haus ist immer noch nicht trocken“. Die mit der Instandsetzung beuaftragten Handwerker tun ihr Bestes, lobt sie, „aber es braucht halt seine Zeit“.

Auch Askin Öztürk ist hochwassergeschädigt. Weniger sein kleines türkisches Restaurant in der Hautpstraße 23, sondern vor allem der Keller im Anbau. Er ist vollgelaufen, die dort gelagerten Vorräte vernichtet. Trotz allem hat Öztürk Grund zur Freude: Die Soforthilfe vom Bayerischen Staat habe er schnell und problemlos erhalten.

Herrmann Siegert, Hauptstraße 17, hatte bei allem Unglück auch ein positives Erlebnis. Beim Entsorgen desr kaputten Inventars seines überschwemmten Hauses machten zwei fremde Frauen Halt am Gartenzaun. „Nicht zum Gaffen“, erzählt er noch immer gerührt, „sondern zum Helfen“. Das Gegenteil hat er nämlich auch erlebt: Sonntäglichen „Katastrophentourismus, bei dem ganze Heerscharen neugierig durch seine Straße flanierten.

Was alle Hahnbacher besonders interessiert, ist die Zukunft ihrer Apotheke

Schwer getroffen steht das Haus am Ortseingang seit der Flut leer. Die gesamte Inneneinrichtung samt EDV ist dem Hochwasser zum Opfer gefallen.

Nun gibt es eine gute Nachricht: Die St. Anna-Apotheke wird wieder eröffnet, und zwar am Samstag, 2. November 2024 in der Hauptstraße 12

„Nach langer Ungewißheit ist es uns endlich gelungen, geeignete Räume in guter Lage zu finden“, teilt Apothekerin Ingrid Leipold dazu mit. Sie bedankt sich für das geduldige Warten und das Vertrauen der Patienten, hofft dass alles klappt und freut sich, mit ihrer Apotheke bald wieder in Hahnbach vertreten zu sein.

Zum Thema finanzielle Entschädigung wies Sabine Wilde beim Pressegespräch auf die schnelle Hilfe des Freistaates hin

„Jeder Geschädigte kann am Landratsamt Soforthilfe beantragen“, informierte sie, „das sind 5000 € für Elementar-Versicherte, die Hälfte für jene ohne diesen Schutz“.

Bürgermeister Götz kündigte ein Analyse-Gespräch in Sachen Unwetter an, zusamen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung, dem Wasserwirtschaftsamt, der Naturschutzbehörde und dem Landratsamt. „Im Entstehen ist auch ein Sturzflut-Risiko-Management“, berichtete er, das den Auftrag habe, Vorsorgemaßnahmen für die Zukunft zu erarbeiten.

„Eine einfache davon haben wir erfolgreich durchgeführt“, trug Sabine Wilde zu diesem Thema bei: „Rund hundert Hauseigentümer haben unser kostenloses Sandsäcke-Angebot genutzt und mehr als 4000 Sandsäcke bestellt, die in Kürze geliefert werden“.

Im Nachhinein hatte das Hochwasser in Hahnbach auch positive Auswirkungen.

Viele Menschen trugen dazu bei, dass es bei der Flutkatastrophe keine Toten oder Verletzten gegeben hat. Bürgermeister Götz dankte erneut den vielen Helfern im Nachbarn- und Freundeskreis, vor allem aber auch den mehr als hundert Feuerwehrleuten und Rettungskräften, die in dieser langen Nacht im Einsatz waren, darunter Wasserwacht, BRK, Technisches Hilfswerk und der örtliche Bauhof.

Zitat 2.Bürgermeister Georg Götz:

"Ein Sturzflut-Risiko-Management wird Vorsorgemaßnahmen für die Zukunft erarbeiten."

Das können die Kommunen tun

  • Erstellung von Gefährdungskarten, Notfallplänen, Maßnahmenkatalogen
  • Einbindung aller relevanten Ressorts, Verbände und Grundstücksbesitzer
  • Sensibilisierung für und Information über das Thema Starkregen
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