"Warum werden Sie nicht evangelisch, Herr Hirblinger"" - Ex-Priester Stefan Hirblinger beim EBW

Ausführlich beantwortete im vollen Vortragsaal des evangelischen Bildungswerks der wegen seiner Heirat laisierte Amberger Priester Stefan Hirblinger die Frage „Warum werden sie nicht evangelisch?“. Der Vorsitzende des EBW, Siegfried Kratzer resümierte den Vortrag mit „fundiert und sehr kritisch, aus bitterer Erfahrung“ und dankte für Hirblingers „Blick über den Tellerrand der Konfessionen hinaus“.

Bereits öfter sei ihm eine „konfessionelle Achterbahnfahrt“ von katholisch zu evangelisch und zurück empfohlen worden, so Hirblinger. Ihn beschäftige aber „die viel drängendere Frage der Ökumene, dem gemeinsamen Haus Erde“. Diese nämlich müsse man dringendst „ohne das immer noch auf beiden Seiten vorhandene Scheuklappendenken und jedes Überlegenheitsgefühl“ angehen.

Echte Ökumene gebe es aber nur in Jesu Sinn. „Liebe, Versöhnung und Einheit“ müssten von allen gelebt werden. Liebe, so der ehemalige Religionslehrer, müsse zudem konkret, müsse Hingabe sein, gerade auch in Paarbeziehungen, entgegen jeder „sexualneurotischen Kasuistik“ der Kirche.

Versöhnung habe Jesus sogar über den Gottesdienst gestellt, als er forderte, dass man, bevor man zum Altar tritt, sich mit seinem Bruder versöhnen müsse. Doch diese Sicht sei von oben her „verrückt worden“, so dass es in der Konsequenz oft wegen des „Totalitätsanspruchs der Kirche“ nur die Alternative zwischen „Widerstandkampfer und Mitläufer“ gebe.

Damit werde aber durch „die Arroganz der Amtsträger“, welche „die Leute für dumm verkaufen und nur ihre Erbhöfe verteidigen“ die Einheit der Kirchen bewusst verhindert, betonte der mittlerweile hauptberufliche Hausmann.

„Wozu brauchen wir Amtsträger?“, wo doch „das Priestertum aller Gläubigen“ als „Miterlöser“ eine „neue Welt“, ein „echtes Reich Gottes“ „in versöhnter Verschiedenheit“ schaffen könne, fragte er. Man müsse einfach „Ökumene konkret und viel offener leben, in Verantwortung nur vor dem eigenen Gewissen“, empfahl er. „Fragt nicht lange, lebt Ökumene glaubwürdig in Liebe, Versöhnung und Einheit“, so sein Postulat.

Die anschließende Diskussion ergab, dass Hirblinger offensichtlich „mit dem Bistum Regensburg die schlechteste Karte gezogen habe“, da in anderen Bistümern bei ähnlichen Fällen deutlich großherziger umgegangen werde.

Auch, so wurde befürchtet, würden sich „systemimmanente kirchliche Strukturen“ nur schwer ändern lassen. Papst Franziskus sei zwar ein Hoffnungsträger, hörte man, doch, so die Angst vieler, werde ihm eine Umsetzung von Reformen äußerst schwer gemacht.

Starker Applaus dankte Hirblinger und Siegfried Kratzer lobte dessen Ausführungen, die „fast schon prophetisch, mystisch seien“. Ihm und seiner Frau Patricia schenkte er Wein und das Buch von Elmar Gruber „ Gott ist immer da. Über das Wunder der Barmherzigkeit“.

Der Referent Stefan Hirblinger (links) und Siegfried Kratzer, Vorsitzender des EBW

alt

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