"Bosser-Haus" vor Abriss - Neubau einer Kinderkrippe, die dringendst gebraucht wird

Seit über 56 Jahren gehörte das „Bosser-Haus“ in der Herbert-Falk-Straße, so wie es sich bislang zeigte, zum bekannten Ensemble um „Hahnbachs schlagendes Herz“ mit Schule, Rathaus und Kindergarten.

Neben dem „Wenkmann-Garten“ und dem ehemaligen „Schandarmhaus“ und gegenüber der Feuerwehr war das Anwesen mit seinem vorgelagerten Garten immer ein vertrauter Anblick nahe beim Amberger Tor. Nun wird das Gebäude aber wohl noch in diesem Monat abgerissen, da es dem Neubau einer Kinderkrippe weichen muss, welche laut Bürgermeister Bernhard Linder „dringendst gebraucht wird“.

Altheimatpfleger Ludwig Graf fand in seinen Aufzeichnungen, dass nachweislich nach 1800 an seiner Stelle ein Stadel gestanden habe. Dieser gehörte damals zum Anwesen „Grammerl“, welches die Hausnummer 32 in der Hauptstraße hatte.

1857 heiratete ein 27jähriger Wagnermeister mit Namen Wolfgang Bosser aus Krottensee die Hahnbacherin Katharina Eichmüller. Diese stammte aus dem Haus Nummer 109 und war die Tochter eines Wagners. 1862, fünf Jahre später, kaufte jener Wolfgang Bosser den Stadel und erstellte an seiner Stelle ein Wohnhaus, dem die Hausnummer 32 ½ zugewiesen wurde, wovon sogar heute noch massive verputzte Quadersteine im Parterre zeugen.

Sein Sohn, Josef Bosser, folgte den Fußstapfen des Vaters und wurde ebenfalls Wagner und auch er brachte es bis zum Meister. 1884 übernahm er sein Elternhaus und heiratete 1892 eine Katharina Zintl aus Amberg. 1923 ehelichte deren Sohn Martin Bosser eine Theresia Zintl aus Altmannshof und wurde als neuer Besitzer des Anwesens eingetragen.

Vielen Hahnbachern aber ist vor allem noch deren Sohn, der Bosser Hans, bestens in Erinnerung. Dieser wurde am 2.10.1931 geboren und wuchs dort in der Ambergerstraße mit fünf Geschwistern auf.

Bereits mit neun Jahren verlor er seinen Vater. Nach seiner Schulzeit arbeitete er zusammen mit seiner Mutter und der Schwester Gretl im elterlichen Hof. Zeitlebens war ihm diese Arbeit vertraut und Garten- und Waldarbeit blieben sein Hobby.

Hans war nie „ein Kind von Traurigkeit“ und man erzählt sich, dass er einem Schabernack nie abgeneigt war. Nur allzu gern habe er zum Beispiel die Gendarmen im benachbarten Haus in der Max-Prechtl-Straße „a bissl gärgert“. So soll er unter anderem die Ventile von deren Dienstfahrrädern aufgedreht oder diese gleich ganz versteckt haben.

Beruflich führte ihn sein Weg von der Baufirma Falk zur Luitpoldhütte. In Hahnbach war er danach Kraftfahrer beim „Wongermichl“, sprich dem landwirtschaftlichen Handel von Baptist Bäumler im Marktgraben, und dann Fahrer und „Faktotum“ beim Hahnbacher Raiffeisen-Lagerhaus. Beim Ausliefern von Kohle, Futter und Düngemitteln lernte er in weitem Umkreis „Land und Leute“ gut kennen und erfreute sich überall großer Beliebtheit.

Seine umgängliche, hilfsbereite und lebensfrohe Art machte den überzeugten Junggesellen weit über Hahnbach hinaus bekannt und beliebt. Sehr gern war „in Gesellschaft“ und überzeugtes Gründungsmitglied des Hahnbacher Sportvereins.

Zeitlebens war er Mitglied, zuerst aktiv als Gruppenführer und dann passiv, bei der Freiwilligen Feuerwehr Hahnbach. Gerne unterstützte er die Gesangsvereine von Hahnbach und Ursulapoppenricht. Auch war er immer treues Mitglied der Hahnbacher Gruppe der Katholischen Arbeitnehmerbewegung.

1964 erhöhte Hans Bosser das Haus um ein Stockwerk und vermietete dieses an das kinderlose Ehepaar Hans und Anna Schöpf, deren einsehbarer Gemüsegarten stets echten Vorbildcharakter hatte.

„Das Haus von Rocky-Docky“ nannten viele Hahnbacher über Jahre hinweg den windschiefen, baufälligen Holzstadel neben dem Haus. Als er 2013 abgerissen wurde, staunte man nicht schlecht, als man dort noch eine marode hölzerne Werkbank der einstigen Wagner aus dem 19. Jahrhundert entdeckte. „Da war aber leider nichts mehr zu retten“, erklärt Hans Wiesnet, denn so morsch wie sie war, zerfiel sie praktisch bei der Berührung.

Als Hans Bosser erkrankte, waren der Sohn seiner Schwester Margarethe, sein Neffe Hans Wiesnet und dessen Frau Theresia sowie die Nichte Hildegard für ihn „rund um die Uhr“ da. Wiesnets waren nun auch die neuen Besitzer des Gebäudes. Zunehmend liegend krank verbrachte der „Hane“, wie ihn die Hahnbacher nannten, seine letzten Jahre im Bavaria Pflegeheim in Sulzbach-Rosenberg. Dort konnte er noch seinen 80.Geburtstag feiern, bevor er am 17.10.2011 im Amberger St. Marien-Krankenhaus friedlich einschlief.

An den Hans Bosser erinnert bei den Wiesnets noch eine geschnitzte Marienstatue. Vor deren Angesicht betete er täglich, wie er es von Kindesbeinen an gewohnt war, den Rosenkranz, berichtet das Ehepaar.

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Im Haushalt Wiesnet wird darüber hinaus auch noch in der „guten Stube“ ein alter Schrank seiner Großmutter in Ehren gehalten und ebenfalls ein gerahmtes Portrait von Hans Bosser

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Portrait von Hans Bosser

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