Geschichte des Hahnbacher Klosters der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau

Der neue Pfarrsaal der katholischen St. Jakobuskirche befindet sich ihm ehemaligen Kloster der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Ein stattliches Gebäude vor der großen Pfarrkirche St. Jakobus, das ein wirklich „respektables Aushängeschild und ein Mittelpunkt Hahnbachs“ war.

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2021 sind es dann mittlerweile 179 Jahre, dass jenes „Werk göttlicher Vorsehung“ seine Pforten öffnen konnte, so Johann Baptist Kotz, einer der damaligen Initiatoren und großherzigen Stifter.

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Größte Verdienste für Bau und 156 Jahre segensreiches Wirken der Schwestern in Hahnbach sind wohl diesem Pfarrer Johann Baptist Kotz zuzuschreiben. Er war es nämlich, der damals beherzt die Initiative ergriffen hatte und ohne den es zu deren Gründung wohl niemals gekommen wäre.

Bereits als Student hatte er während eines Ferienaufenthalt, in der „Herbstvakanz“, bei seinen Eltern von einer „nicht abgeholten Rücklage“ eines „fromm gesinnten Priesters“ von 2000 Gulden „Baarschaft aus freien Stücken“ „zur Erstrebung guter Zwecke in seinem Vaterorte Hahnbach“ gehört.

Schon damals hatte Kotz „Leidwesen im Herzen“ wegen derÂÂÂ „Vereitelung der beabsichtigten guten Zwecke“, wie er es später, 1868 im „Sulzbacher Kalender für katholische Christen“ veröffentlichte. Denn die nicht abgeholten 2000 Gulden entsprachen immerhin dem Wert eines Hauses.

Seit 1812 war sein Bruder, nämlich Martin Kotz, in Hahnbach Pfarrer (* 04.01.1771, † 27.12.1844, beide in Hahnbach). Vielleicht war es dieser, den er in seinem Bericht als „sehr eifrigen Seelsorgpriester“ bezeichnet und der ihm 1838 „großen Jammer in das Herz schüttelte“.

Er machte sich nämlich über die mangelnde Schulbildung der weiblichen Jugend im Markt große Sorgen. Sogleich soll sich Johann Baptist Kotz an jenes Geld erinnert haben. Da der Anbieter noch lebte, war es ihm ein Anliegen, die große Summe für eine Bildungsanstalt für Mädchen durch Klosterschwestern aufzuwenden.

Immerhin 25 Jahre später hatte J.B. Kotz dann, mittlerweile Priester und Professor geworden, „die Ehre und Freude, jene Baarschaft, die der Frommgesinnte in einem Kistchen zur einstigen Verwirklichung eines anderen guten Zweckes hinterlegt behielt, zu erheben, um damit einen noch besseren Zwecke anzustreben“, wie er es selbst beschreibt.

Nachdem dieser „Edle“ zugestimmt und umgehend die Summe auch übergeben hatte, galt es einen geeigneten Platz für das angestrebte Schwesternheim zu finden. „Nicht ohne viele Schwierigkeiten“ wurde dieser dann „für Haus und Garten“ nahe der Pfarrkirche gefunden. Bislang befanden sich dort nur „morsche Fleischbänke und zwei elende Häuschen“ und (be)„hinderten die freie Ansicht des schönen Pfarrgotteshauses des freundlichen Marktes“.

Jener Erststifter der 2000 Gulden war der Domkooperator Johann Michael Urban (* 17.10.1772 in Hahnbach, † 07.02.1860 in Berching). (Der gebürtige Hahnbacher war vorher Pfarrer von Treuchtlingen gewesen, resignierte dort dann, um Spitalbenefiziat in Berching im Bistum Eichstätt zu werden.)

Nach Einwilligung der Behörden begann man im Frühjahr 1839 im Südosten der Pfarrkirche zu bauen.

Auch damals schon kletterten die Baupreise kontinuierlich nach oben und das Geld reichte bald bei Weitem nicht aus. Als Sponsoren wurden zuerst die in Hahnbach noch lebenden Geistlichen aufgesucht, dann weitere Bürger des Marktes. Und „Gott krönte dieses Suchen“, berichtet Kotz weiter.

Die „ergiebigste Beihilfe“ kam dabei durch die Vermittlung eines „armen Mönchs“ zustande, nämlich von Pater Gabriel Engl, Provinzial des Kapuzinerordens in Altötting.

Einer der großzügigen Finanziers war auch Pfarrer Georg Anton Weichslberger (*24.5.1776 in Hahnbach, Hausnr. 3, +15.3.1848 in Regensburg). Er übergab im März 1840 „nach Reichen der Sterbesakramente“ an Pfarrer Urban 1 000 Gulden für das Hahnbacher Kloster.

„Durch solch treues Zusammenhelfen mehrerer Zustifter“ kamen schließlich „stattliche Summen“ zu stande. Bereits am 28.August 1842 konnte „die Anstalt in Anwesenheit eines landesherrlichen und eines oberhirtlichen Commissärs feierlich eröffnet“. werden und man sprach zudem von einer „baulichen Zierde“ des „stattlich aufgeführten, leiblichen Hauses“.

Die Festpredigt zur Einweihung des Klosters der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau (das ist die deutsche Übersetzung von „de Notre Dame“, übernommen von den Augustinerchorfrauen „de Notre Dame“, bei denen Karolina Gerhardinger, die nachmalige Mutter Theresia, in Stadtamhof in die Schule gegangen war.

Am Anfang des 1. Weltkriegs hatte die damalige Generaloberin dann die deutsche Umbenennung angeordnet, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen) hielt der gebürtige Hahnbacher Domkapitular Dr. Johann Baptist Weigl als Vertreter des Regensburger Bischofs. Diese spiegelte natürlich „den damaligen Zeitgeist“ wider.

Er postulierte nämlich, dass die Mädchen „keine Gelehrten“ werden sollten. Denn „Vielwisserei macht eitel und einbilderisch“. Deshalb passe „eine Menge schwerer Studien, wie Politik, Kriegszeug, Philosophie, Theologie und Juristerei nicht für unsere Töchter“.

Überzeugt fuhr er fort: „Auf welches Glück des Lebens können aber Männer hoffen, wenn ihre nächste, innigste Gesellschaft, die eheliche, Frauen sind, deren Fleiß, Wirtschaftlichkeit, Reinlichkeit und einen reichlichen Schatz von Gemütlichkeit, Innigkeit der Gefühle und Empfindungen, Geduld und Ausdauer verliehen ist.“ Weigl wünschte, dass vor allem „diese Tugenden“ den Mädchen durch die Schwestern vermitteln werden.

Im Verlauf weiterer Jahre wurde nach Auskunft des Berichts von Johann Baptist Kotz, dank zweier „Nebenstiftungen“, zudem eine „Schulgeld-Freiheit für die Schulmädchen des Marktes“ und die „Forterhaltung des Baues“ gesichert. Im Bericht des Autors ist aber allerdings auch erwähnt, dass „zu den drei Nullen der ursprünglich verfügbaren Summe noch eine vierte Nulle hinzukommen“ musste. „Sie kam auch hinzu“, schreibt er weiter, „wofür Gott Preis, Ehre und Dank“ gebühre.

In einem zeitgenössischen Text über die Armen Schulschwestern, der eine Kurzfassung der Geschichte bis 1843, d.h. bis zur Gründung des neuen Mutterhauses in München im ehemaligen Klarissenkloster am Anger liefert und als kleine Broschüre, als Faltblättchen anonym erschienen ist, heißt es vom Ordenszweck:

Es gelte „die Bildung der weiblichen Jugend aus dem Bürgerstande durch Unterricht in der öffentlichen Schule, so wie auch in ihrer besonderen häuslichen Erziehungs-Anstalt in jeder Weise zu fördern und die Mädchen außer dem gewöhnlichen Schul- und Religionsunterrichte auch in Beziehung auf das praktische bürgerliche Leben in den weiblichen häuslichen Arbeiten, im Stricken, Spinnen, Weißnähen, Waschen, Kochen und dergl., jedoch mit Verbannung aller Luxus-Artikel zu unterweisen, ...“

„Eine der Hauptaufgaben dieser Lehrerinnen“ sollte es – gemäß diesem Text - sein, „die Kinder durch Beispiel und Lehre an die sorgsamste Reinlichkeit und Ordnung zu gewöhnen.“

Die weitere Entwicklung des Klosters

Zunächst arbeiteten in dem neuen Haus zwei Schwestern, Maria Maximiliana Gregor und Maria Vinzentia Bauer. Nach einem Jahr wurde Letztere durch Schwester Maria Mechthild Sachsenhauser abgelöst.

Diese hatte den offiziellen Auftrag die Werk- und Feiertagsschülerinnen zu unterrichten. In zwei Räumen lernten dort in der Werktagsschule 99 und in der Feiertagsschule 68 Mädchen. Auch Prüfungen - immer in Anwesenheit eines Schulinspektors - wurden bald dort abgehalten. Sie dauerten immerhin nachmittags von 2 bis 7 Uhr. Laut Chronik waren diese am 22. Mai 1847 für 21 Mädchen „vom Himmel gesegnet“.

Im Schuljahr 1853/54 prüfte man die weibliche Jugend von mittags 12 Uhr bis abends 7.30 Uhr. (Das waren mündliche und praktische Prüfungen – und die lange Dauer war lediglich für den /die Prüfer belastend, weniger für die Prüflinge). Diese Mädchenschule existierte von 1842 bis 1967. Ein Jahr später wurden die Konfessionsschulen in Bayern von der Christlichen Gemeinschaftsschule abgelöst.

Am 23. April 1862 verstarb als erste Schwester Agnes Mühlbauer. Lange Zeit pflegte man ihr Grab unter einer Lourdesgrotte an der Stirnseite der Pfarrkirche.

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Den später verstorbenen Schwestern wurde „im Schatten der Friedhofskirche“ an der ehemaligen Bayreuther Straße, jetzt Vilsecker Straße, eine eigene Ruhestätte eingerichtet, welche 37 Schwestern enthält.

Zur 50-Jahrfeier des Klosters in Hahnbach, am 28.8.1892, konnte man vier „Aspirantinnen“ und Kandidatinnen (im Bericht sind diese nicht weiter unterschieden, wahrscheinlich sogar identisch; bei den Armen Schulschwestern ist es bis heute üblich, dem Noviziat bzw. dessen Beginn mit der Einkleidung, eine Probezeit auf einer oder mehreren Filialen vorausgehen zu lassen, damit die jungen Frauen dort erste Erfahrungen mit dem Leben in diesem Orden sammeln können) und 12 Ordensschwestern verzeichnen.

Als Vertreterin der Generaloberin (Maria Margarita von Cortona Widemann, der ersten Nachfolgerin von Mutter Theresia Gerhardinger) kam M. Bonaventura Lutzenberger, die Oberin in Amberg war, Des Weiteren kamen viele Schwestern, auch solche, die einstmals Lehrerinnen in Hahnbach gewesen waren, aus Amberg, Sulzbach, Hirschau und Vilseck zum Festgottesdienst um 9 Uhr mit den Ortsschwestern.

(Es war normal, dass zu einer solchen Feier Schwestern aus den umliegenden Filialen eingeladen wurden, freilich nur eine Abordnung. Auch, dass die Oberin der größten Nachbarfiliale hierbei den wichtigsten Platz innehatte und die Generaloberin vertrat, ist ebenso üblich. Am Rande interessant: diese Generaloberin M. Margarita von Cortona war zu Lebzeiten von Mutter Theresia einmal auch Oberin von Amberg gewesen.)

Hauptzelebrant der Messe war der Vilsecker Stadtpfarrer Johann Wöhrl. Dechant Michael Graf aus Sulzbach hob in seiner Predigt besonders „die segensreichen Früchte“ der Schwestern hervor. Aktiv teilgenommen hat auch der Ortspfarrer Franz Seraphin Kutschenreiter (*18.1.1849 in Schönbach, Pfarrei Arnbruck, + 7.5.1921 in Regensburg).

Unter den „unzähligen Gratulanten“, in deren „Angesichte der Ausdruck allgemeiner Befriedigung und frohen Glückes“ leuchtete, war ebenso Bürgermeister Jakob Urban, seines Zeichen Müllermeister, mit Räten, viele Verwandte der Schwestern und fast die gesamte Bevölkerung.

Der Tag schloss mit einem „Requiem mit Libera“ (ein Requiem mit Libera ist ein ausführlicheres Requiem, das auch das Responsorium: Libera me, Domine, de morte aeterna („Befreie mich, o Herr, vom ewigen Tode“)... etc. mitumfasst; ebenso wie die Sequenz „Dies irae, dies illa ...“ („Der Tag des Zorn, jener Tag..“) muss aber nicht unbedingt mit dabei sein), und dem Gang zum Friedhof mit dem Besuch der Priester- und Schwesterngräber.

1906 wurde der Grundstein zum neuen Mädchenschulhaus in der Amberger Straße gelegt. (Derzeit befindet sich dort u.a. der Standort der Freiwilligen Feuerwehr Hahnbach.) Im Jahr darauf, am 30. September 1907, wurde dieses feierlich eingeweiht.

In den frei gewordenen Räumen im Kloster richtete man umgehend eine „Kinderbewahranstalt“, Hahnbachs ersten Kindergarten, ein, der bis 1963, also bis zur Eröffnung des neuen Kindergartens in der Max-Prechtl-Straße, bestand.

1907 wurde für 14 000 Mark das östliche Nachbaranwesen Nr. 62 zum Kloster als „Ruhe- und Erholungsheim für Schwestern“ hinzugekauft und ausgebaut. Dort hatte vormals der so genannte „Rathausnikl“ ein Gasthaus und eine Metzgerei betrieben.

1909 wurde das Oratorium, also der Gebetsraum der Schwestern, neben der Sakristei, mit einem Durchbruch der Kirchenmauer und einem Verbindungsbau zum Kloster versehen.

Die Schwestern sollten so zu jeder Tageszeit in unmittelbarer Nähe des Hochaltars und des Allerheiligsten beten und den Gottesdienst besuchen können. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch das wertvolle steinerne gotische ehemalige Sakramentshäuschen auf die gegenüberliegende Seite umgesetzt.

Kindergarten im Kloster 1954

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