„Besondere Menschen“ in Hahnbach heute Teil 7 - Dr. Monika Hecken-Emmel, Ärztin

Dr. Monika Hecken-Emmel erzählt

Geburtsdatum 11. Mai 1960, Eltern Gertrud Hecken, geb. Birkenhain und Karl Hecken.
Mutter Hausfrau, Vater Orthopädiemechaniker. Meine Mutter stammte aus Köln, mein Vater aus Bochum, sie zogen nach der Heirat nach Neuwied am Rhein (in Rheinland-Pfalz, in der Nähe von Koblenz).

Kindheit

Ich wuchs mit 6 Geschwistern in Niederbieber, einem kleinem Dorf in der Nähe von Neuwied auf, das später eingemeindet wurde. Meine Eltern kauften dort eine kleine Doppelhaushälfte, die sie bis zum Ende ihres Lebens abbezahlten. Sie besaßen weder einen Führerschein noch ein Auto.

Zur Schule und zum Einkaufen ging es entweder zu Fuß oder mit dem Bus. Gemeinsamer Urlaub hat nie stattgefunden. Einmal im Jahr durften wir mit dem Sportverein in ein Ferienlager an einen Weiher im Westerwald, das war unser Highlight.

Kindheitserinnerungen

Mit sieben Kindern und nur einem Einkommen ging es meinen Eltern finanziell nicht besonders gut, so dass wir zum Teil auf „milde Gaben“ angewiesen waren.

Eine solche Spende war unter anderem ein Faltenrock von der Kleiderkammer. In Ermangelung anderer Kleidungsstücke war ich gezwungen den Rock in der Schule anzuziehen. Darüber habe ich mich so geschämt, dass ich bis heute ein „Faltenrocktrauma“ besitze.

Reisen

Als Studentin bin ich mit mehreren Freunden und meinem späteren Mann in die Türkei mit unserem VW Golf gefahren. Ein türkisch stämmiger Volleyballfreund hatte uns in seine Heimat eingeladen. Seine Verwandten wohnten in Istanbul und von da aus erkundeten wir die Türkei bis nach Antalya. Am meisten hat uns überall dort die Gastfreundschaft berührt. Jede Begegnung mit Einheimischen war unglaublich herzlich und wir fühlten uns immer willkommen.

„Engel“ im Leben

Meine Lehrerin in der 5. Klasse der Hauptschule Niederbieber wurde mir zu einem Engel. Sie erkannte bis dato ungeahnte Talente in mir und empfahl mir eine weiterführende Schule. Auf diese Idee wäre ich selbst im Traum nicht gekommen. Da sie mir sogar ein Gymnasium zutraute, meldeten meine Eltern mich dort an.

Und siehe da: sie behielt recht und ich erreichte ohne zu stolpern mein Abitur und damit die Möglichkeit für mein späteres Medizinstudium.

Meinen Mann würde ich weder als Engel, noch als Retter bezeichnen, aber als einen ganz wichtigen Partner, der mich seit über 40 Jahren begleitet. Er war derjenige, der mich nach der Kinderpause ermutigte, so schnell wie möglich wieder in meinen erlernten Beruf einzusteigen und mich dabei auch stets unterstützte. Wer weiß, ob ich sonst niedergelassene Ärztin geworden wäre?!

Zum Schluss möchte ich auch die Familie Prösl als rettende Engel erwähnen. Sie ermöglichten mir den Einstieg in die vorhandene Allgemeinarztpraxis und aus Partnern wurden im Laufe der Jahre gute Freunde, woran auch deren Wegzug nichts ändern soll.

„Engel“ für andere

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da ich durch meinen Beruf täglich für viele Menschen mehr oder weniger zum rettenden Engel werde. Manchmal reichen Kleinigkeiten, wie eine Krankmeldung, ein klärendes Gespräch oder einfach nur zuhören und ein andermal die Abklärung und das Helfen bei schweren Erkrankungen und unter Umständen auch eine Begleitung bis zum Tod.

Wendepunkte im Leben

Der Umzug vom Rheinland zum Studium nach Erlangen war ein echter Wendepunkt. Ich erinnere mich noch gut an die Einschreibung, als ich bei Angabe meiner Geburtsstadt gefragt wurde, ob man Neuwied mit hartem oder weichem D schreibt. Ich habe die gute Frau nur mit tausend Fragezeichen im Gesicht angeschaut und überhaupt nicht gewusst, was sie wohl gemeint habe.

Als ich dann bei meinen neuen Studienkollegen erwähnt habe, dass ich ja jetzt in Bayern sei, haben diese mir alle heftigst widersprochen. Ich sei doch nicht in Bayern, sondern in Franken! Bis dahin war mir selber überhaupt kein Unterschied zwischen den einzelnen Regierungsbezirken bewusst. Von uns „Nordlichtern“ aus war die ganze Region einfach alles nur Bayern.

Gute Erinnerungen

Wenn ich an meine alte Heimat denke, fällt mir immer sofort der Rhein ein. Er ist einfach unheimlich beeindruckend. An seinem Ufer ging ich gern spazieren und machte erste Bekanntschaften mit dem anderen Geschlecht.

Noch heute geht mein Herz auf, wenn ich von der Autobahn bei Bendorf in Richtung Neuwied abfahre und dann kurz vor dem Ziel der Rhein in seiner ganzen Pracht zu sehen ist.

Freizeitbeschäftigungen

Ich liebe es, mich in der Natur zu bewegen. Dazu gehört joggen, wandern, radeln, skifahren oder walken. Am liebsten allein oder nur mit meinem Mann. Da kann man seinen Gedanken nachgehen und die Schönheiten der Landschaft dabei genießen.

Ansonsten verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie, vor allem mit meinen drei Enkelkindern, aber auch mit Freunden und Verwandten.

Auch dem guten Essen und Trinken bin ich nicht abgeneigt. Am meisten genießen kann ich es übrigens, wenn ich es mir vorher „verdient“ habe.

Hahnbach

Wir sind dankbar, von den Hahnbachern gut integriert worden zu sein und betrachten den Ort heute als unsere Heimat. Hier gibt es auch alles Wichtige vor Ort oder in der näheren Umgebung, dazu ist die umgebende Landschaft wunderschön und Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Kartoffeln und vieles mehr haben noch eine echte Qualität.

Derzeit schlimm
Da genügt ein Wort: „Corona“…

Wünsche

Mein größter Traum wäre eine Begegnungsstätte für die gesamte Gemeinde Hahnbach für Jung und Alt, Gesunde und Kranke, Arme und Reiche, Fremde und Bekannte usw. .

Hier soll man sich gemeinsam bewegen, gemeinsam kochen, spielen, basteln, reparieren und vieles mehr machen können, sei es einfach so zum Spaß oder zum Nutzen für den einzelnen und für die Gemeinschaft.

 

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