Luise Kinseher begeistert auf der Festspielbühne auf dem Frohnberg
Als Mama Bavaria hat sie am Nockherberg jahrelang der Politprominenz die Leviten gelesen. Auch auf dem Frohnberg konnte sie es nicht lassen, die Hahnbacher ein wenig zu „derblecken“. Die Begeisterung für Luise Kinseher war trotzdem groß
Bürgermeister Bernhard Lindner ist auf der Bühne noch beim Begrüßen, als eine ältere Dame mit Sonnenbrille und Stöckelschuhen stört und ihn mit „Sie können jetzt gehen“ wegschickte.
Die Kabarettistin und Komödiantin Luise Kinseher (53), einer der Stars des Jubiläums-Programms der Marktgemeinde, schlüpft in mehrere Rollen an diesem Abend. Sie ist die besagte „preussische“ Touristin, die mit ihrem Mann Heinz seit vierzig Jahren Urlaub in Hahnbach macht, weil „man wird hier nicht erschlagen von Sehenswürdigkeiten“.
Als Mama mia Bavaria mit blumengeschmücktem Hut spricht sie mit ihren „lieben Kindern“.Vor allem mit den Besuchern der ersten Reihe, die ihr „Spötteln“ und „Aufziagn“ gelassen hinnehmen. Sie taumelt im Morgenrock betrunken über die Bühne und ist - überschüttet mit Beifall - die singende Geisha im seidenen Kimono.
Natürlich werden auch die bayerischen Politiker aufs Korn genommen. Das „Aufmandln“ Söders sei „eine alte CSU-Krankheit“. Er leide momentan an Bedeutungslosigkeit, „aber den Hubsi hat er noch“.
Mit den Fastenpredigten, so die Kinseher, habe sie aufgehört, „hat ja nix genutzt“. Sie sieht sich als Reinkarnation einer ehemals bayerischen Wirtin, erachtet das Wirthaus auch heute noch als wichtige Begegnungsstätte mit geltenden Gesetzen wie: „Leben und leben lassen“, „Hock de her, dann seng ma mehr“ und „A bißl was geht immer noch“.
Sie behauptet, dass die bayerische Sprache aus dem Latein entstanden ist, dass in München „manche aus Wohungsnot bereits im Stau leben“ und räumt ein: „An jedn Schmarrn brauchts ma a net glaubn“.
Ihr komödiantisches Talent kommt zum Ausdruck, als Luise Kinseher im weiteren Verlauf des Abends auf dem Frohnberg im Morgenmantel auf die Bühne kommt, schwankend, nuschelnd, offensichtlich ziemlich betrunken. Sie schwadroniert und philosophiert über künstliche Intelligenz, über Roboter und Digitalisierung und die Probleme mit ihrem Computer: „Manchmal ziehe ich einfach den Stecker raus, damit er sieht, wer der Herr ist“.
„Das Derblecken liegt mir im Blut“ sagt die Kabarettistin und Schauspielerin aus Niederbayern. Ihre eigentliche Berufung aber sieht sie in ihren Soloprogrammen, mit denen sie durchs Land tingelt und die Hallen und Ränge füllt. Dafür hat sie auch schon zahlreiche Kleinkunst- und Kabarettpreise bekommen.
In Hahnbach zeigt sie eine weitere Seite ihres Könnens: sie singt.
Ist es am Anfang mehr Gaudi, als sie zusammen mit dem Publikum den Gassenhauer „Schau her, da liegt a douda Fisch im Wasser“ anstimmt, beweist sie zum Ende des Abends, dass sie wirklich singen kann, und das sogar auf chinesich.
Mit der überraschenden Wandlung zu einer Sängerin, die für Chinesen deutsche Lieder wie „Zwei Chinesen mit dem Contrabass“ vorträgt und sogar einen Qigong-Schuhplattler kreiert, spielt sie sich endgültig in die Herzen ihrer begeisterten „Kinder“.
Während der Kinseher-Dackel Gustl backstage aus Langeweile bellt und der Himmel dunkel geworden ist über Hahnbachs heiligem Berg gibt Luise Kinseher mit dem „Lied vom blauen König“ ein stimmungsvolles Bekenntnis zur Liebe ihres Heimatlandes Bayern. Dass der König Ludwig ertrunken sei, glaubt sie allerdings nicht: „Er hat doch das Goldene Seepferdchen der Schwimmer ghabt“.
Zitat
Manchmal ziehe ich einfach den Stecker raus, damit er sieht, wer der Herr ist.
Luise Kiseher über die Probleme mit ihrem PC.
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