"Dreiviertelblut" live auf der Festspielbühne mit ihrem "Teufelstanz", der die Gäste nicht auf ihren Sitzen hält und jubeln läßt

Die Hahnbacher 900-Jahr-Feier macht es möglich: Der Freialtar auf dem Frohnberg wird zur Bühne, statt gebetet wird Musik gemacht. Dabei geht es um Leben und Sterben und was die Band „Dreiviertelblut“ davon hält

„Dreiviertelblut“, was für ein Name! Ganz einfach, erklärt die Band: „Dreivierteltakt und Herzblut, das, was uns ausmacht, zusammengenommen“. Denn wenn sie auch ganz schön laut und heftig werden können, sie mögen den Walzer, den „Schieber“, das Herzblut.

Die Mitglieder der Band: (von links) Florian Riedl (Klarinette, Bassklarinette, Moogm), Benny Schäfer (Kontrabass), Dominic Glöbl (Flügelhorn, Trompete), Flurin Mück (Schlagzeug), Sebastin Horn (Gesang), Zitat von ihm: "Unser erstes Open Air findet hier in Hahnbach statt", Gerd Baumann (Gitarre, Gesang), Luke Cyrus Goetze (Gitarre, Lapsteel, Dobro)

„Ein paar Plätze hätt ma noch“, sagt Bürgermeister Bernhard Lindner eingangs, das Interesse am Auftritt der Band aus Oberbayern mit „folklorefreier Volksmusik“ aber ist groß. „Unser erstes Open Air“, gesteht Frontman Sebastian Horn, lobt die intakte Natur rundum, das Engagemant der Veranstalter und bedankt sich am Schluß für „einen wunderschönen Abend, der Mut und Kraft macht“.

Zwanzig Jahre ist es her, dass der Sänger Sebastian Horn und der Filmkomponist Gerd Baumann die Musikgruppe „Dreiviertelblut“ gegründet haben. Später kamen weitere Musiker hinzu, es entstand eine eigenwillige Mischung aus bayerischer Heimatverbundenheit und weltläufigen Anleihen.

Heute sind es sieben Profis, die zusammen mit Sebastian Horn arbeiten. Wie prominent sie mittlerweile sind, beweist das Frohnberg-Publikum. „Wos übrig bleibt“, der „Deifelstanz“, das „Paradies“, verschiedene Songs aus ihren mittlerweile drei Alben, sind bekannt, werden begeistert angenommen.

Was die meisten dieser Stücke ausmacht, ist die tabulose und lustvolle Begegnung mit dem Tod und allem Düster-Morbiden. Ihre Texte jonglieren zwischen den Welten, zwischen dem Chaos der Gegenwart und dem Bewußtsein für das Jenseits. Immer aber geht es auch um Grundwerte und Überzeugungen, um Menschlichkeit und Liebe.

Liebesfreud und Liebesleid, die gruselige Zeit der Raunächte, Erfahrungen aus der Lockdown-Zeit, Zeitkritisches, vieles verarbeitet Sebastian Horn in den Liedtexten. Er rühmt die Schönheit des „blaua Stoa“ Erde vom Weltall aus gesehen und fürchtet: „Da Sunn is egal, wos wir dort unten treiben und ob mia da bleibn“. Er kommentiert aktuelle Entwicklungen wie die immer wichtiger werdende Frage „Was ist echt und was nicht“ in dem Lied „Die Wahrheit“ oder die Schnelllebigkeit der modernen Zeit in „Rundummadumm“.

Die sechs Musiker der Band ergänzen diese Worte ihres charismatischen Bandleaders perfekt. Ihr Sound ist differenziert und abwechslungsreich, ist wuchtig oder sanft, aber immer wie aus einem Guss. Ihr makelloses Zusammenspiel, ihre Solo-Einlagen, ihre mal heißen, mal sanften Rhythmen bringen das Publikum zum Klatschen und Mitsingen.

Zum Ende des Abends, als es bereits dunkel geworden ist auf dem Frohnberg, schaltet der Mann am Mischpult auf Rot und es beginnt der heiße Teufelstanz, der die Gäste nicht auf ihren Sitzen hält und jubeln läßt.

Eine Befürchtung der Männer von „Dreiviertelblut“ allerdings hat sich Gottlob nicht bewahrheitet: Das Lied „Heit moane kummt no a Weda“ hat Petrus ganz einfach ignoriert.

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