„Der Wald brennt und wir haben kein Wasser zum Löschen!“ lautet eine der alarmierenden Nachrichten aus der Region Ayopaya in Bolivien
Der Agrar-Ingenieur Jorge Aquino berichtet dieser Tage aus seiner Heimat von derzeit katastrophalen Zuständen in der Hochebene von Independencia
In der derzeitigen Trockenheit hat nämlich auch der mit viel Mühe wieder aufgeforstete Gemeindewald Feuer gefangen. Nur mit Schaufeln und teils bloßen Händen versuchte man, dem Feuer mit Sand und Erde Einhalt zu gebieten, was aber logischerweise nur begrenzt erfolgreich war und alle zunehmend verzweifelt zurückgelassen hat.
Auch vertrocknen Ernten und die wenigen Bäche und Brunnen führen nicht oder kaum mehr Wasser. Schon hat man den Verbrauch auf 10 Liter pro Tag pro Person und teilweise sogar pro Familie begrenzt. Verständlicherweise reicht dies für Trinken, Kochen, Waschen, die Versorgung der Tiere usw. bei weitem nicht aus. Zwar sind in den Ortschaften Tankwagen mit Wasser unterwegs, das aber ebenso knapp sei und bezahlt werden muss und die Not so kaum verkleinern kann.
Aquino befürchtet mittlerweile als schlimmste Konsequenz, dass die ganze Gegend unbewohnbar wird und die Menschen gezwungen sind, abzuwandern, um zu überleben. „Wenn wir den Bauern jetzt nicht helfen, ist bald alles zu spät“, betont er und man spürt bei seiner Sprachnachricht die Verzweiflung in seiner Stimme. Noch nie habe er in seinem Leben Trinkwasser einkaufen müssen, doch nun warte auch er ungeduldig auf wenige Liter Wasser.
Schon seit über 25 Jahren engagiert sich die Gruppe „Runa Masi“, d.h. „Wir sind Freunde, Brüder“, gegen die zunehmende Wasserknappheit im nördlichen Hochland von Cochabamba. Denn dem bolivianischen Staat fehlen Gelder, Mittel und Struktur, um den Campesinos, den Kleinbauern, bei der Organisation und Einrichtung der Bewässerung zu helfen.
Nur zehn Prozent der Dorfgemeinschaften könne der Staat helfen, die anderen werden vertröstet, bzw. gehen über Jahre hinweg leer aus, informiert das koordinierende überparteiliche und überkonfessionelle Kulturzentrum der Regionalhauptstadt Independencia.
Der kleine Verein Runa Masi, den Studenten aus persönlicher Freundschaft mit Coco Aquino gegründet haben, unterstützt die Kleinbauern mit 100 Prozent der gespendeten Gelder
Das Prozedere ist immer das Gleiche: Nur wenn alle Familien einer Gemeinde gemeinsam den Antrag auf Unterstützung stellen, sich alle verpflichten, mitzuarbeiten, eine Struktur mit Vorarbeitern, Kontrolleuren und ein Reparaturteam aufgestellt ist, kann der zweite Schritt erfolgen.
Überprüfung und Planung erfolgt dann durch das Centro Cultural in Independencia, ebenso die Materialbeschaffung. Dies bedeutet, alle anfallenden Arbeiten müssen die Bauern und ihre Familien selber erbringen, Runa Masi überweist erst dann bei nachgewiesener Arbeit und aufgrund von Belegen die Gelder.
So wurden bereits vielen Kleingemeinden geholfen, große Auffangbecken für den Niederschlag in der Regenzeit zu bauen und Rohrleitungen zu verlegen. Diese bewässern dann zuerst die Felder, nach einem von der Gemeinde gemeinsam aufgestelltem System.
Dann gibt es einen Waschplatz am Dorfrand mit zwei Waschbecken – eines für Damen und eines für Herrenwäsche - sowie zwei getrennten Duschmöglichkeiten. Das Wasser hierfür wird von gespendeten Solarzellen erwärmt. Auch hier obliegt Wartung und Reparatur dem dafür eingeteiltem Gremium des Dorfes.
Weitere Informationen bietet die Home-Page von www.runa-masi.de.
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