Das Brauwesen

Malzhaus in der Mühlstraße in Hahnbach ...

... Brauhaus in der Mühlstraße in Hahnbach

Lange Zeit überstieg, wie bereits erwähnt, vor allem im Mittelalter der Weinanbau und -konsum erheblich das Bierbrauwesen. Da Brunnen- und Quellwasser oft zu Krankheiten führten, gingen Jung und Alt schon bald zum oft ausschließlichen Trinken von Wein und Bier über. Dabei war der Alkoholgehalt wohl meist weitaus niedriger als heute.

Bekannt ist der Spruch „Wein auf Bier, das rat ich dir - Bier auf Wein, das lasse sein.“ Angeblich soll dies daher gekommen sein, dass feinere Herrschaften sich guten Wein leisten konnten, Ärmere aber nur Bier. Stieg man sozial auf, gab es oft Wein statt Bier zu trinken, beim Abstieg war es dann umgekehrt.

Doch zurück zur Materie: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts nahm das Brauwesen in ganz Bayern deutlich zu und erste Brauordnungen entstanden. Diese legten unter anderem auch die Preise für das Winter- und das Sommerbier fest.

Die Wintersaison begann an Michaeli, am 29. September, und endete am 24. April, dem Fest des Heiligen Georg.

Auch die Erlaubnis an fremde Gäste Bier auszuschenken, wurde geregelt, und das zu einem höheren Bierpreis, was ja auch noch lange in den Wirtschaften üblich war.

Bestätigt wurde in jenen Ordnungen aber auch, dass die Brauberechtigten für ihren Hausgebrauch brauen durften, wobei es aber kaum Privatbrauhäuser gab. In Hahnbach waren dies wohl circa 25 brauberechtigte Familien, die jedoch nicht alle immer von ihrem Recht Gebrauch machten.

Bis ins 19. Jahrhundert war die Menge des gebrauten braunen Biers begrenzt und mit dem Kesselgeld exakt reglementiert. Kontrolliert wurde alles von den so genannten Bierkiesern, den Bierprüfern, die auch über die Qualität des stark gehopften Bieres wachten.

Inwieweit Bier über die Orts- und Landesgrenzen hinaus verkauft oder eingeführt werden durfte, war ebenso Teil jener Festlegungen. Auch war die Höchstmenge an Vorrat bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts relativ streng begrenzt, da man ja auch nur bedingt in den Kellern wie zum Beispiel an der Vilseckerstraße im Nord-Osten und am Auweg im Süden Hahnbachs kühlen konnte.

In Hahnbach entstand, wie in vielen anderen größeren Orten, ein Kommunbrauhaus, zu denen die Bauern auch ihr Getreide zum Mälzen lieferten. Um 1600 wird von einem abgebrannten Brauhaus am Hirschengraben berichtet.

1608 stellte der Rat von Hahnbach einen Braumeister und zwei Knechte ein, deren Arbeiten und die dazugehörigen Konditionen recht genau geregelt waren, aber auch immer wieder der Zeit angepasst wurden. 1611 wird ein Michael Kaiser als Braumeister angegeben

Eine Verordnung vom Juli 1615 verlangt, dass diejenigen, welche noch Bier anbieten können, einen grünen Baum vor das Haus mit seiner Zechstube setzen sollen. 1654 ließ der Markt ein Malzhaus am Hobelweiher erbauen und 1742 ein Brauhaus an der Vils.

Vom Bier- und Weinkonsum 17. Jahrhundert in Hahnbach weiß man, dass beide öfter erheblich gewesen sein mussten. Denn manche weiblichen und männlichen Personen versuchten, laut Rats- und Polizeiprotokollen, ihr Fehlverhalten mit einem Zuviel an Alkohol zu entschuldigen.

Mit (Schank)Wirtschaften war man in Hahnbach und Umgebung gut versorgt. In jeder kleineren Ortschaft gab es zumindest Eine. Noch weiß man von diesen in Schalkenthan, Kainsricht, Pickenricht, Dürnsricht, Iber, Irlbach, Frohnhof, Ölhof, Oberschalkenbach, Mülles, Kötzersricht, Kümmersbuch, Ursulapoppenricht und auf dem Kreuzberg.

In Adlholz gab es sogar drei „Begegnungsstätten“. In Süß luden vier Gasthäuser ein, der Rouerer, der mittlere Wirt „Zum goldenen Löwen“, der Dotzler in der Reglergasse und das abgerissene „Tafernwirtshaus“ in der Dorfstraße 28 an der Vils.

In Hahnbach selber durften 1904 Johann Iberer im Hausnummer 21, Johann Gleich in Hausnummer 72, Sebastian Wild in Nummer 78 und Georg Kotz in 117 Bier ausschenken. Schankwirte mit Konzession waren Johann Iberer in Hausnummer 62, Paul Heldmann in 139, Franz Platzer in 84, Johann Baptist Trösch in 42 und Franz Birkl in 64. Doch ihr Ausschank endete oft schon vor dem 1. Weltkrieg.

Vier Gastwirtschaften, in denen man auch essen und größere Fest feiern konnte, waren die „Gastwirtschaft zum goldenen Löwen“ von Georg Siegert in der Hausnummer 66, dem „Posthalter“, dann die von Josef Ritter in Nummer 25 „Zum Weißen Ross“, weiter die von Franz Kummert in Hausnummer 76, dem „Baumwirt“, sprich „Grünen Baum“ und auch die von Johann Siegert im Hausnummer 36, dem „Sternwirt“.

Selber brauten nur der Posthalter im Kommunbrauhaus, dessen Mitbesitzer bis zur Versteigerung Konrad Huber war und der Ritter im eigenen Brauhaus. Die anderen bezogen ihr Bier aus Schlicht, Sulzbach oder Amberg. Das Brauen im Kommun- und Malzhaus wurde 1953 eingestellt, der Abriss erfolgte 1964.

Die Tradition des Ritterschen Brauhauses endete 1974, als im viel zu warmen Winter 1973/1974 kein ausreichendes Eis zur benötigten Kühlung gehauen und eingefahren werden konnte. 1976 wurde die Brauerei abgerissen. Ihr Inventar wurde an die Brauerei Küppers Kölsch zum Materialwert verkauft. Diese richtete damit nach genauen Fotographien in Köln eine Wirtschaft mit einem Braumuseum ein.

Als meine Eltern Anton und Anna Ritter zu dessen Einweihung kamen, staunte mein Vater nicht schlecht, dass man sogar alle seine Provisorien exakt übernommen hatte. Denn eine fachgerechte Reparatur hätte sich für ihn ja nicht mehr gelohnt, da das Ende der Brauerei schon feststand. Mittlerweile ist aber auch dieses Gebäude abgerissen worden, da es einer neuen U-Bahnhaltestelle Platz machen musste.

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