Vilseck: Post in Vilseck - Trara, die Post ist da!
Karl Seegerer zeigt seinen Kellerfund, ein verrostetes Eisenteil mit Posthorn. Es stammt vom ersten Postkasten am Seegerer-Haus
„Nur nicht gleich, nicht auf der Stell‘, denn bei der Post geht’s nicht so schnell“, heißt es in der Operette „Der Vogelhändler“. Freilich zur Postkutschenzeit gings wirklich nicht so schnell. Als aber dann die gelben Postbusse zur Personenbeförderung eingesetzt wurden, war eine neue Zeit angebrochen. So auch in Vilseck.
Vor einigen 100 Jahren machte die Postkutsche, von Kürmreuth kommend, auch in Vilseck auf dem Marktplatz noch Halt und zwar beim Traubenwirt Galler, Hausname Daucher. Hier wurden die Pferde gewechselt und versorgt. Das ging so, bis 1917 in der Vorstadt ein großer Brand mehrere Anwesen einäscherte.
Von 1918 bis 1972 befand sich das Postamt im Haus der Familie Seegerer in der Vorstadt im Erdgeschoss rechts
Betroffen war auch Michael Seegerer, der sein Haus 1918 wieder aufbaute. Er war angehalten, die neuen Räume im Erdgeschoss 3,30 Meter hoch zu machen, damit ein öffentliches Amt dort einziehen könne. So kam die Post ins Seegerer-Haus, wo nur ein einziger Raum zur Verfügung stand, der im Winter mit einem Kohleofen geheizt werden musste.
Peter Regler, ein Name, der untrennbar mit der Post verbunden ist, wurde 1915 am Leinschlag geboren. Er lernte das Bäckerhandwerk und legte auch seine Meisterprüfung ab. Die gepachtete Bäckerei in Amberg gab er aber bald auf und nutzte das Anrecht auf eine staatliche Dienststelle. So kam er 1954 zur Post nach Vilseck und wurde hier Betriebsleiter, nachdem er die Ausbildung für den mittleren Dienst der Beamtenlaufbahn erfolgreich abgeschlossen hatte.
Horst Bär (links) und Peter Regler, die untrennbar zum Postamt Vilseck gehörten
Sein Stellvertreter wurde Horst Bär aus Floß, der sich 1962 vom Postamt Weiden kommend, auf eine freie Schalterstelle in Vilseck beworben hatte. Aufgrund seiner guten Englischkenntnisse wurde Bär zunächst abwechselnd auf den Truppenübungsplätzen Hohenfels, Grafenwöhr und hier besonders im Südlager Vilseck eingesetzt.
Auch der TuS Vilseck freute sich, als Horst Bär kam, denn er war aktiver Turner und ausgebildeter Übungsleiter und ist heute immer noch beim TuS aktiv. Auch Peter Regler war Sportler mit Leib und Seele. So trafen sich die beiden Postbeamten auch gerne in ihrer Freizeit zum gemeinsamen Radfahren oder Bergwandern.
Horst Bär erzählt aus seiner Dienstzeit: „Damals wurde die Post noch mit dem Postbus gebracht, der bis ins Südlager fuhr. Beim Landwirt Weiß (Tormeier) übernachtete der Fahrer, und der Bus wurde in der Scheune geparkt.
Ältere Bürger erinnern sich bestimmt noch an die Postboten Konrad und Rudolf Götz, Peter Grau, Wolf Winter, Georg Hefner und Michael Stubenvoll. Es war ausschließlich männliches Personal beschäftigt, im Gegensatz zu heute. Die Zustellgänge, auch zu den entfernten Dörfern mussten bei jedem Wetter zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden. Ein Auto gab es nur für die Paketzustellung im Ort.
Im Postamt am offenen Schalter war Kopfrechnen angesagt. Rechenmaschinen oder sonstige Hilfsmittel waren nicht vorhanden. Geschrieben wurde mit Tinte, bzw. Tintenbleistift. Ein Schlagstock unter dem Tresen sollte dem Beamten zur Angriffsabwehr dienen.
Als der Raum im Seegerer-Haus zu klein wurde, zumal die Poststellen in Sorghof, Schönlind und Schlicht aufgelöst und dem Postamt Vilseck eingegliedert wurden, entschloss sich das Hauptpostamt Amberg, ein neues Gebäude auf der Specht-Wiese an der Schlichter Straße zu bauen.“
Herr Bär erinnert sich, dass dort beim Erdaushub Knochenreste des ehemaligen Vilsecker Friedhofs zutage kamen, die dann in den neuen Friedhof gebracht wurden. Er berichtet weiter: „Wir sind dann 1972 von der Vorstadt in das neue Gebäude umgezogen. Recht begeistert waren wir anfangs nicht, da die Fenster an der Decke angebracht waren und der Name Bunker auch in der Bevölkerung gefallen ist.
Doch allmählich gewöhnten wir uns daran, und langsam kehrte auch bei der Post ein gewisser Fortschritt ein.
Mehrere Telefonzellen mit Münzfernsprechern wurden im Stadtbereich und im Südlager aufgestellt, die wöchentlich zu leeren waren. Die Münzen haben wir mühsam per Hand gerollt. Die vorhandenen Briefmarkenautomaten waren ständig defekt und mussten von uns repariert werden, weil die Kunden falsche oder verbogene Münzen eingeworfen hatten.
Die vielfältigen Aufgaben am Schalter erstreckten sich unter anderem auf den Zahlungsverkehr, Renten, Zeitungen, Postbank und auf das Fernmeldewesen. Sogar Zug- und Busverbindungen konnten bei uns mittels Kursbuch erfragt werden. Alles lief korrekt nach Dienstanweisung ab.“
Als Peter Regler 1980 seinen wohlverdienten Ruhestand antrat, wurde Horst Bär Betriebsleiter. Im anbrechenden Computerzeitalter in den 1990er Jahren wurde auch bei der Post vieles vereinfacht, aber auch rationalisiert. Selbst die Betriebsleiter mussten allmählich eingespart werden. Und so hat man Horst Bär nach Amberg in die Nachforschungsstelle beordert.
Renate Pscherer kam als seine Nachfolgerin nach Vilseck. Nach der großen Postreform 1995 wurde die Deutsche Post in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Schalterstellen integrierte man daraufhin in Privatgeschäfte. Seit 1999 befindet sich die Postagentur im Schreibwarengeschäft von Sieglinde Göppner in der Bahnhofstraße.
Das jetzt viel zu große Postgebäude an der Schlichter Straße ist nun im Privatbesitz und an die Deutsche Post vermietet. Es beherbergt neben der Postfachanlage nur noch Räume für die Zusteller, die ihre Sendungen bereits teilweise vorsortiert vom Briefverteilzentrum in Ebermannsdorf erhalten und nun ausschließlich mit Fahrzeugen unterwegs sind.
Die Zeit des Postillions, der auf der Postkutsche sitzend in sein Horn stieß, wird nur noch in alten Filmen hin und wieder lebendig.
- Aufrufe: 622