Vilseck: Am Flodererbooch - Waschtag vor 80 Jahren
Das malerische Bild mit Burg Dagestein trügt, denn das Wäschefladern war für die Frauen in der damaligen Zeit harte Arbeit
Der Schlattermühlbach, vom Staabrünnerl kommend, führte zum Glück klarstes Wasser. In den 1960er Jahren wurde der Bach verrohrt.
Viele kennen das gar nicht mehr – oder nur noch vom Hörensagen, nämlich das Fladern am Flodererbooch. Was war das eigentlich? Dabei ging es um das Ausspülen der Wäsche. In der Oberpfalz sagt man dazu fladern oder flodern.
Waschtag war früher meist nur alle zwei Wochen, und da musste die Wäsche dann hinterher in klarem Wasser ausgespült, also gfladert werd’n. Das klingt jetzt etwas komisch. Doch nun mal ganz von vorne.
Gehen wir einmal etwa 80 Jahre zurück zum Waschtag einer kinderreichen Familie während der Kriegs- oder Nachkriegszeit, vielleicht in die Froschau oder nach Axtheid, als noch kaum jemand eine Waschmaschine oder Schleuder besaß.
Die bereits tags zuvor eingeweichte Wäsche (in Sil oder Henko) wurde dann am Waschtag im Kessel gekocht, danach mit Kernseife in einer Lauge im Waschtrog kräftig ausgebürstet und in eine Wanne gelegt. Dann trugen die Frauen und die Kinder die Wäsche zu einem nahen Bach zum Fladern, wo die Seifenrückstände ausgespült werden mussten.
„In Vilseck gab es mehrere Flodererbankln“, berichtet eine Zeitzeugin. „Hinter dem Amann-Haus in der Froschau war das eine, die sogenannte Wäsch‘, wo das Wasser vom Staabrünnerl beziehungsweise vom Schnellweiher kam und mit Brettern etwas angestaut war.
Wenn dieses Bankl belegt war, mussten wir unsere Wäschekörbe und Wannen auf dem Leiterwagen zum Fischerbankl auf die Altmühl fahren. Dann legte unsere Mutter alte Kartoffelsäcke auf das Floderbrückl, kniete sich hin und schwenkte die einzelnen Wäscheteile im frischen, klaren Wasser eine Zeitlang hin und her.
Größere Teile, wie Bettwäsche fischte sie danach mit einem Stecken wieder heraus und warf sie uns Kindern zu. Zu zweit mussten wir die Wäsche auffangen, dann fest schütteln und auswinden und schließlich wieder im Korb verstauen und heimbringen. Arbeitswäsche hingen wir zum Abtropfen am Gartenzaun auf. Die anderen Wäscheteile wurden im Sommer an der frischen Luft getrocknet und im Winter auf dem Dachboden.“
Die Hausfrauen, die in der Nähe der Vils wohnten, gingen zum Fladern auf den Ziegelanger, wo es hinter dem Sägewerk Riß ebenfalls eine dementsprechende Fladerstelle gab.
Die ältere Dame erzählt weiter: „Bei gutem Wetter war das Fladern kein Problem. Im Winter aber froren den Frauen im eiskalten Wasser fast die Finger weg. Doch das nahmen sie tapfer in Kauf, denn die Wäsche hat hinterher immer so wunderbar frisch gerochen“, schwärmt sie noch heute.
„Wir Kinder verbrachten, soweit wir nicht andere Pflichten erfüllen mussten, sowieso gern unsere Zeit am Floderbankl, denn dies war der herrlichste Spielplatz, den man sich denken konnte. Jedes Kind, das an einem Bach oder Fluss aufgewachsen ist, hat dieses Glück erlebt.
Doch bevor wir überhaupt ans Spielen denken konnten, mussten wir daheim erst unsere schulischen und häuslichen Aufgaben erledigen.
Wir Moila spielten dann am Floderbankl gern mit unseren Puppen, putzten die Holzbodenbretter, richteten uns eine Stube und eine Ecke als Kaufladen ein und fühlten uns wie richtige kleine Hausfrauen“
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