Vilseck: Margarine-Bilder-Album gehört der Vergangenheit an

In den frühen 1950er Jahren schuf man in einer Neuauflage die sogenannten Margarine-Voss-Kunstbilder

In meinem Bücherregal stehen einige ältere Alben, in denen ich manchmal blättere. Es sind herrliche Tierbilder darin, die mich an die Zeit meiner Kindheit nach dem zweiten Weltkrieg erinnern. Es sind die Voss-Margarine-Bilderalben, die damals jedes Kind kannte und deren dazugehörende Bilder man begeistert sammelte.

Die Hamburger Margarine-Werke von Hinrich Voss stellten seit 1904 Margarine her. Noch vor dem Krieg kam man dort auf eine Werbeidee und brachte Mappen mit Tierbildern heraus, die man sammeln konnte.

Voss-Margarine war in 250 Gramm schweren Würfeln verpackt, und beim Kauf eines solchen Würfels erhielt man als Dreingabe ein Tierbild, das 16 mal 14 Zentimeter groß war. Tiere aller Art in realistisch und künstlerisch ansprechender Weise waren hier dargestellt: Raubkatzen, Elefanten, Büffel, heimische und exotische Vögel, Insekten, Schmetterlinge, Fische und vieles andere mehr.

Diese Bilder faszinierten uns. Und so warteten wir Kinder ungeduldig auf die nächste Margarinelieferung an die damals noch zahlreichen Kramerläden.

Dann ging die Kunde um: Beim Krämer X gibt es jetzt den Roten Ibis, und der Krämer Y hat sogar die Bachforelle und die Europäische Elster. Dann wurden die Mütter angebettelt, doch wieder Margarine einzukaufen. Man würde sie auch gerne holen. Und so kam man in Geschäfte, in die man sonst nie gegangen wäre, denn die hatten gerade eben dieses Bild, das in der Sammlung noch fehlte.

Einige Bilder waren häufiger vertreten, andere wieder sehr selten. Den Steinkauz gab es oft; den Grasfrosch dagegen fast nie. Dem entsprechend stieg oder fiel der Wert der getauschten Bilder. Man war also sehr beschäftigt, bis man sein Album mit den 100 Bildern voll hatte. Das Album musste man natürlich extra kaufen, denn auf den gegenüberliegenden Seiten waren die Tiere und ihre Lebensräume detailliert beschrieben.

Die letzte Seite enthielt das Verzeichnis aller Exemplare, und damit wurde die Strichliste geführt. Die Werbekampagne von Voss war somit ein voller Erfolg, denn auf den ersten Sammelband folgten drei weitere, ein jeder mit neuen, schönen Abbildungen. Das letzte Album zeigte Pferde- und Hunderassen.

Wir Kinder liebten diese Bilder, denn beim Lesen der Texte bekam man auch eine gute Vorstellung von den Gegenden, in denen diese Tiere lebten. So wurden die Alben unbewusst zu Lehrbüchern und zur idealen Ergänzung des Naturkundeunterrichts.

Der Wunsch der Werbefachleute, neben der Verkaufsförderung von Margarine ein Naturverständnis bei der Jugend zu wecken, ging offensichtlich auf. Wenigstens in meiner Generation, wo gute Bücher und Lehrwerke noch selten waren.
Heute, da im Fernsehen brillante Naturfilme zu sehen sind, haben Sammelalben längst ausgedient. Doch darin zu blättern, ist wie ein Zurückkommen in vergangene Zeiten. Und dieses Erinnern möchte ich nicht missen.

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