Vilseck vor 100 Jahren
Man schreibt das Jahr 1917. Es herrscht der 1. Weltkrieg. Auch in Vilseck ist nichts mehr wie es war. Dies geht aus der Stadtchronik hervor. Georg Schnabl ist zu dieser Zeit Pfarrer in Vilseck. Als Bürgermeister fungiert Heinrich Hammer aus der Vorstadt.
Im Januar des Jahres 1917 haben sich alle 1897 Geborenen und noch nicht Eingezogenen zur Rekrutierungsstammrolle zu melden. Im August wird der Jahrgang 1900 zur Anmeldung in die Landsturmrolle aufgerufen. Eine Vormusterung aller Pferde von Vilseck und Umgebung findet im Dezember statt.
Um Brennstoff und Licht zu sparen, müssen die Gaststätten um 10 Uhr abends schließen. Auch das Offenhalten von Nebenzimmern und Kegelbahnen ist verboten. Ab September werden in den Schankwirtschaften Bett-, Haus- und Tischwäsche beschlagnahmt. Während der Dauer des Krieges dürfen auch keine Jahrmärkte mehr abgehalten werden, so beschließt es der Magistrat.
Lebensmittel werden rationalisiert. So gibt es zum Beispiel nur ½ Liter Vollmilch täglich pro Person. Bezugsscheine für Schuhe werden eingeführt. In der Konditorei Adam Leußer wird eine Sammelstelle für Butter und Schmalz eingerichtet. Ein Liter Vollmilch kostet 22 Pfennige, ein Ei 16 ½ Pf. ein Pfund Blaukraut 14 Pf. und ein Pfund frisches Schweinefleisch 1,80 Mark.
Biere mit einer Stammwürze von mehr als 7% dürfen nicht mehr hergestellt werden. Ab 15. August dürfen die Brauereien nur mehr Kriegsbier mit einem Stammwürzgehalt von 3,5 bis 4%, ein sogenanntes Dünnbier, ausstoßen.
Die Stadtväter beschließen, dass den Kriegsgefangenen wöchentlich nur 200 g Fleisch und 100 g Wurst zustehen. Für die Arbeitsleistungen der Gefangenen haben die Arbeitgeber eine Vergütung von täglich 30 Pfennigen zu zahlen. Am 24. Januar befinden sich in Vilseck 15 Kriegsgefangene bei 13 Arbeitgebern.
Bierglas- und Bierkrugdeckel aus Zinn müssen abgeliefert werden. Der Übernahmepreis für ein Kilogramm Zinn beträgt 8 Mark. Am 8. März werden sämtliche Bronzeglocken beschlagnahmt. Auch Gegenstände aus Aluminium und Kupfer sind abzugeben. Die Zehn- und Fünfpfennigstücke aus Nickel werden eingezogen und durch Eisenmünzen ersetzt.
Wegen des herrschenden Mangels an Baumwolle, Wolle und Webstoffen wird die Schuljugend angehalten, Brennnesseln zu sammeln. 7 Mark gibt es für den Zentner. Im Oktober werden Löwenzahnwurzeln (Milchscheck) gesammelt, um daraus Kaffeeersatz herzustellen. Für ein Pfund getrockneter Wurzeln werden 40 Pfennige bezahlt.
Am 4. November jedoch erlässt das Staatsministerium des Innern eine erfreuliche Anordnung. Aus Anlass der von den verbündeten deutschen und österreichischen Heeren errungenen großen Erfolge an der italienischen Front wird eine allgemeine Schulfeier mit Freigabe eines Unterrichtstages angeordnet. Dennoch gehen die Bewohner von Vilseck mit gemischten Gefühlen in das Jahr 1918. Und es sollte noch schlimmer kommen.
Bald geht es an die Front. Diese Feldpostkarte schrieb Josef Weiß (Zöigler) hinten links, damals in Augsburg, am 17. Januar 1915 an seine Base Gretl Weiß (Staabauer), später verehelichte Pröls.
Josef Weiß war damals beim 19. Reserve-Infanterie-Regiment, 6. Kompanie, 15. Reserve-Brigade, 8. Reserve-Division. Er schrieb: „Die besten Grüße aus Augsburg sendet Euch allen Josef Weiß. Wir sind seit Donnerstag hier in einer Wirtschaft einquartiert. Diese Woche kommen wir ins Feld. Lasst nur wieder was hören! Aufwiedersehn.“
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