Vilseck: Alte Vilsecker Geschäfte (Fortsetzung)

Die beiden Schlossermeister Otto Einhäupl Senior und Junior (zweite Reihe, rechts) mit ihren Arbeitern vor der Schlosserwerkstatt in der Klostergasse

Bereits 1859 richtete sich Andreas Einhäupl, Großvater von Otto Einhäupl sen., in der Klostergasse 102, jetzt Haus-Nr. 2, eine kleine Schlosserei ein. Er beschäftigte sich zunächst mit der Anfertigung und Reparatur von Schlössern und Beschlägen, später kamen Spengler- und Blecharbeiten hinzu.

1927 übernahm Otto Einhäupl sen. (1904-1992) die Schlosserei, nachdem er sich in mehreren Orten und Betrieben weitergebildet und seine Meisterprüfung abgelegt hatte. Das gegenüberliegende Grünwald-Haus erwarb man 1934 und verlegte die Werkstatt dorthin.

Die vorherige Werkstatt auf der anderen Straßenseite wurde zum Eisenwarenladen, der von Therese Einhäupl geführt wurde. Dort gab es Kleinteile, wie Nägel und Schrauben zu kaufen, aber auch Fahrräder.

Im Laufe der Jahre kamen bei Einhäupl der Landmaschinenhandel, Gas- und Wasserinstallationen und Aufträge im Südlager hinzu. Weitere Arbeiter wurden eingestellt und Lehrlinge ausgebildet. Xaver Gradl, ein Urgestein der Firma, war von 1935 bis 1970 bei Einhäupl beschäftigt.

Allmählich wurde es eng in der Klostergasse. Familie Einhäupl erwarb das Reuschl-Haus auf dem Marktplatz Nr. 26 und baute es als Wohn- und Geschäftshaus um. Zur Marktplatzseite hin war der Eingang des Eisen- und Haushaltswarengeschäfts. Hinten im Hof befand sich die Werkstatthalle mit Büroräumen. Inzwischen hatte Otto Einhäupl jun. (1934-2013) die Firma übernommen.

Das alte Wohnhaus mit Schlosserei in der Klostergasse verkaufte Otto Einhäupl 1964 an Fahrlehrer Johann Obermeier. Im einstigen Eisenwarenladen entstand der Unterrichtsraum für die erste Fahrschule in Vilseck. Endlich konnten die Vilsecker in ihrer Heimatstadt auch ihren Führerschein machen.

1953 eröffnete Familie Thurn im Zahn-Haus (rechts, zwischen Groß und Wünnenberg-Haus) eine Backdie-Filiale


Auf dem Marktplatz befindet sich das Zahn-Haus. Es ist überliefert, dass darin früher eine Eisenhandlung, ein Hutmacher und ein Schneidereizubehör-Laden war. Von den Besitzern Andreas und Katharina Zahn pachteten 1953 die Eheleute Fritz Thurn und seine Frau Anna, geb. Ruppert, die Räume im Erdgeschoss und eröffneten ein Lebensmittelgeschäft der Handelsgesellschaft „Backdie“.

Sie bildeten auch Lehrmädchen zu Verkäuferinnen aus. Es gab dort neben Gemischtwaren aller Art auch Obst und zeitweise sogar Brot und Wurstsemmeln. 1964 erwarb Familie Thurn das leerstehende Vilshaus an der Ecke Marktplatz/Bahnhofstraße und richtete dort einen kleinen Supermarkt der Lebensmittelkette VeGe ein. Nachmieter im Zahn-Haus waren die Drogerie Peter Völkel, dann Delta Finanz und später das Reisebüro „Travel-Service“.

Das ehemalige Baier-Haus, das 1965 abgerissen und durch das neue Schuhhaus Högl ersetzt wurde, beherbergte einst ein Zigarrengeschäft und eine Gaststätte

Gehen wir zwei Häuser weiter. Zwischen Fick und Schwab befand sich einst das Zigarrenhaus der Familie Baier, der sogenannte Zigarr‘n-Baier. Hier gab es Rauchwaren aller Art, wie Zigarren, Zigaretten, Tabak, Pfeifen und Schnupftabak.

In den Nachkriegsjahren wurde das Geschäft in eine Gastwirtschaft umgewandelt, die den Namen „Kulmbacher Bierstüberl“ trug und von Sohn Franz Baier betrieben wurde. Häufig verkehrten dort auch die Hülsensammler des Übungsplatzes und viele Amerikaner.

Darum war die Kneipe auch unter dem Namen „Gummistiefel-Bar“ bekannt. Dort gab es auch schon mal Raufereien und sogar Messerstechereien, die meist im Freien neben dem Amtsgerichtsgebäude endeten, einige Male sogar vor Gericht und im Gefängnis.

Bald übernahmen Gerda Heinrich und Georg Sankowitsch die Kneipe. 1959 eröffneten die beiden dann auf der gegenüberliegenden Marktplatzseite im Mignon-Haus ihre Gerdi-Bar. In diesem Haus befand sich zuvor der Lebensmittel-Laden der Familie Fuchs, später Mignon, heute Rose & Crown.

Das alte Schuhgeschäft Högl vor dem Einbau des großen Schaufensters. An der Ladentüre stehen Heinrich Högl sen. und sein Sohn Baptist

Nun zurück auf die andere Straßenseite! 1965 kaufte Baptist Högl das Baier-Haus und ließ es abreißen, um an gleicher Stelle ein modernes Geschäftshaus zu errichten. „Der Marktplatz erhielt dadurch einen neuen städtebaulichen Akzent“, so war es damals in der Amberger Zeitung zu lesen.

Baptist Högls Vater, Heinrich (1902–1988), betrieb ab 1925 an der Ecke Marktplatz/Herrengasse im Stammhaus der Familie Högl eine Schuhmacherei mit Schuhverkauf. Es ist überliefert, dass er die Kunden in seinem eigenen Wohnzimmer bediente, wo er die Schuhe ausstellte und verkaufte.

1950 stieg Sohn Baptist in das Geschäft ein. Es erfolgte der Einbau eines großen Schaufensters mit der Aufschrift: Schuhhaus Högl und Sohn. Aus Platzgründen zog Baptist schließlich mit seiner Familie in das neu errichtete Wohn- und Schuhhaus Högl, Marktplatz 16, um.

Sein Vater arbeitete noch bis ins hohe Alter in seiner Werkstatt, Marktplatz 10, und übergab das Haus an Heinrich jun. Hier zogen später als Mieter Radio Schüßler, Quelle-Agentur, Lottoannahmestelle und der AWO-Pflegedienst ein. Nun ist in den Räumen ein Nagelstudio untergebracht. Schuh Högl wird inzwischen von Franziska Specht in dritter Generation fortgeführt.

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