Vilseck: Die Glocken von St. Ägidius - Wer kennt die "Peuglerin"?

Der Stefansdom in Wien hat seine "Pummerin"; die Vilsecker Stadtpfarrkirche hat ihre "Peuglerin". Sie erklingt seit 500 Jahren zur Ehre Gottes und lädt täglich zum Gebet ein. Pater Robin und die Vilsecker Mesnerinnen Michaela Kreuzer (Mitte) und Sabine Kederer (links) stiegen die 100 Stufen im Kirchturm hinauf und statteten der "Peuglerin" zu ihrem 500. Geburtstag einen Besuch ab

Sie ist nun genau 500 Jahre alt und immer noch aktiv. Jeden Tag kann man sie hören, denn sie will keinesfalls ihren Dienst einstellen. Die Rede ist von der großen Kirchturm-Glocke der Vilsecker Pfarrkirche St. Ägidius, die den Namen Peuglerin trägt.

Warum Peuglerin?

Im Jahre 1522 stifteten die Eheleute Georg und Margareta Peugler der Kirche diese Glocke, „damit sie bei Leichen der armen Leute geläutet werde“, so ist es der Hierold-Chronik zu entnehmen.

Sie hat einen Durchmesser von 1,60 m und wiegt 51 Zentner = 2.550 Kilo. Gekostet hat sie 600 Gulden.

Sie trägt in Renaissance-Kapitalen zwischen Zinnen und Spitzbogenfries die Umschrift: „Agnus Dei Qui tollis Peccata Miserere nobis Alleluja. ANNO DOMINI 1522“. Zwischen den einzelnen Wörtern sind kleine Glocken und Kreuze eingraviert.

Die "Peuglerin" ist eine von fünf Glocken, die sich in dem 54 m hohen Vilsecker Kirchturm befinden. Geläutet wird die Glocke Nr. 1, auch große Glocke genannt, bei Sonntags- und Festgottesdiensten, bei Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen. Ihr warmer, voller Klang ist weithin zu hören.

Wenn das elektrische Geläute eingeschaltet wird und man da oben im Glockenturm steht, muss man sich schon die Ohren zuhalten. Da geht es ganz schön zur Sache. Die Aufhängung kommt in Bewegung, und das Gebälk gerät in Schwingung. Auch die Dohlen und Tauben an den Fensternischen fliegen aufgescheucht davon. Viel Dreck haben sie im Laufe der Zeit im Turm hinterlassen, sind nun aber durch angebrachte Gitter nach draußen verbannt worden.

Weitere drei Glocken, die sich im Kirchturm befinden, wurden 1949 angeschafft. Die vorherigen Glocken aus dem 18. Jahrhundert mussten während des 2. Weltkriegs abgegeben werden, um als Kanonenmetall zu dienen.

Lediglich die Sankt-Georgs-Glocke kam 1947 etwas zerschunden und zerkratzt, aber doch heil aus dem Krieg zurück. Sie stand danach längere Zeit beim Kriegergrab im Kirchenraum, wurde aber dann verkauft zugunsten der neuen Glocken. Sie trug die Inschrift: „Mich goß 1823 J. Hahn und Sohn, Landshut-Reichenhall“.

Die fünfte Glocke ist die Totenglocke, die noch von Hand geläutet werden muss.

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