Vilseck: Ars sacra - Theatrum sacrum - 1. Akt: Kunsthistorischer Schatz - Zunftstangen im Mittelpunkt

Die wertvollen Zunftstangen sind nach ihrer Restaurierung nun für kurze Zeit in der Pfarrkirche St. Ägidius zu sehen und werden dort in absehbarer Zeit einen dauerhaften Platz finden

In Kirchen und Pfarrhäusern lagern seit jeher alte Figuren und sonstige religiöse Schätze aus der Vergangenheit, die einstmals in den Gotteshäusern ihren Platz hatten. Nach einer gewissen Zeit verschwanden diese sakralen Objekte wieder in der Versenkung und fristeten jahrzehntelang ein unbeachtetes Dasein.

Kirchenpfleger Thomas Pröls und Gästeführerin Dorothee Schulze Zumhülsen nahmen sich nun der historischen Kult- und Kunstgegenstände an und entwickelten ein Konzept, eine Art „Theatrum sacrum“ in drei Akten, um Verborgenes wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Im ersten Akt stellte die engagierte Gästeführerin die Vilsecker Prozessionsstangen, auch Zunftstangen genannt, in den Mittelpunkt

Vor vielen interessierten Zuhörern sprach sie in St. Ägidius über deren Bedeutung vor allem bei den Fronleichnamsprozessionen, bei denen sie in erster Linie zum Einsatz kamen.

„Bei der Prozession mit ihrer Hierarchie, wo jeder seinen Platz hatte, seine Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen, ob weltlich oder kirchlich, durfte keiner fehlen. Es entstand ein Stolz: Ich bin dabei, ich gehöre dazu, das gilt es zu zeigen! Aus diesem Denken heraus sind nach dem 30jährigen Krieg die Prozessionsstangen entstanden“, führte Schulze Zumhülsen aus.

Damals hätte sich die Gesellschaft mit wiedererlangtem Selbstbewusstsein neu geordnet. Die Handwerkszünfte haben sich Stangen angeschafft, um sich aus der Gruppe der Gläubigen herauszuheben.

„Große, lange Stangen waren es, meist mit dem Heiligen der Zunft obenauf, schön bemalt oder vergoldet, immer zwei als Paar. In Vilseck gab es auch Leuchter-, Engels- und Heiligenstangen, die eine herausragende Stellung innerhalb der Gemeinschaft symbolisieren sollten.“

Die Stangen, die Kriege und Katastrophen überdauerten, habe man in den 1960er und 1970er Jahren mit der fortschreitenden Trennung von Kirche und Alltag als altmodisch und unpassend empfunden und schließlich als profan und störend aus den Kirchen entfernt, so auch in Vilseck, berichtete die Referentin.

Erst nach dem Kirchenbrand 2013 schenkte man in Vilseck den Prozessionsstangen als Teil der historischen Kirchenausstattung wieder Aufmerksamkeit. Man ließ sie aufwändig restaurieren, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Nun besitze die Pfarrei einen großen kunsthistorischen Schatz, wie Dr. Rimsl, zuständig für Kunst- und Denkmalpflege im Bistum Regensburg, bei einem Besuch in Vilseck feststellte.

Während Thomas Pröls die einzelnen Objekte präsentierte, erläuterte Dorothee Schulze Zumhülsen die Bedeutung und Darstellungen der einzelnen Stangen. Den Vortrag ergänzte eine Bildpräsentation über das Fronleichnamsfest in Vilseck einst und jetzt.

Man darf schon heute auf den 2. Akt von „Theatrum sacrum“ gespannt sein, den Dorothee Schulze Zumhülsen am 29. Oktober präsentieren wird.

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